Review

Oneohtrix Point Never

Garden Of Delete

Warp • 2015

Bei Daniel Lopatin aka Oneohtrix Point Never weiß man nie so recht, was einen erwartet. Gut, man kann sich vorstellen, was er auf seinen Alben in etwa tut und was er eher nicht tut. Das war’s aber auch schon. daniel Lopatin hat dabei einen Weg gefunden, seine eigene Ästhetik des Hässlichen zu perfektionieren, in der das Hässliche einen Platz hat, so dass es stört und zugleich Sinn ergibt. Hässliches ist bei ihm nicht einfach abstoßend, es ist, auf »Garden Of Delete« allemal, musikalischer Trash, zusammengesucht aus Pop-Resten oder »Hypergrunge« von der Band Kaoss Edge, die sich Oneohtrix Point Never für diesen Zweck hat einfallen lassen. Statt eines Gartens der Schöpfung lädt er in den Garten des Löschens, doch dort verschwinden die Klänge nicht, sondern verdichten sich auf wundersame Weise. Seien es die zu quäkigem Kindergesang verdrehten Computerstimmen, die in seinen Tracks – Songs? – für kaputt-komische Poesie sorgen, oder die Gameboy-Metal-Riffs, mit denen Oneohtrix Point Never so manchen Elektronik-Puristen verstören könnte. Man sollte ihm das alles aber unbedingt durchgehen lassen. »I Bite Through It« ist ein schönes Beispiel: Von der Kraftwerk-artigen Roboterstimme über die deplazierten melancholischen Klaviertöne bis hin zu seinem Filter-Eurodance-Sound bastelt er Dinge zusammen, die man für sich genommen wohl nicht allzu lange anhören wollen würde, die jedoch in dieser rabiaten Aneinanderreihung ihre eigene Konsequenz ergeben, die vielleicht nichts unmittelbar Nachvollziehbares will oder darstellt, genau damit allerdings die Trivialität ihrer einzelnen Zutaten in etwas anderes überführt, wo Erhabenes und Beknacktes bestens miteinander klarkommen.