Review

d’Eon

Foxconn / Trios

Knives • 2015

»Das Glatt charakterisiert unsere Gegenwart«, ließ sich der Philosoph Byung-Chul Han kürzlich in einem Interview zitieren. Richtig: Egal, wohin wir schauen, sehen wir abgerundete Ecken und spiegelnde Oberflächen. Vor allem, weil wir meistens auf unsere Mobilgeräte schauen, die nun mal abgerundete Ecken und spiegelnde Oberflächen haben und in denen ebenso glattes, weiches Design zu sehen ist. Die neun Tracks auf d’Eons »Foxconn / Trios« sind genau das: glatt. Hektisch arrangierter, digitaler Hochglanz, schnell abgefeuert als Überdosis dessen, was unsere Alltagsästhetik ausmacht. Das klingt hin und wieder nach Mark Fell und ist auch formal nicht weit von diesem entfernt. Mit Ausnahme des letzten Stücks »Foxconn II«, das am ehesten klassische Songstrukturen – hier die von Hip Hop – aufgreift, basieren die Tracks nämlich auf Loops, die per MIDI durcheinander gewürfelt wurden. Damit entzieht sich diese kuriose Platte auf eine Art ihrer eigenen Zeitlichkeit: Es gibt keinen Anfang und kein Ende, keine richtungsweisenden Dynamiken, sondern nur noch die reine Erfahrung des Glatten. Das macht »Foxconn / Trios« sehr, sehr unheimlich – weil es so trefflich unsere ästhetische Erfahrung beschreibt und zudem noch unseren Umgang mit Kunst an sich. Denn das immer glatter werdende Internet ist zugleich ein Archiv, in dem die Zeit ebenso rasend stillsteht wie sie es in den ersten acht dieser Track tut. Am Ende jedoch bleibt ähnlich dringend wie bei Mark Fell die Frage im Raum stehen, was mit der bloßen Transparentmachung technologischer beziehungsweise kultureller Prozesse erreicht ist. Mehr als bei Fell jedoch weist d’Eons Musik eine Bedrohlichkeit auf, die leicht als politisches Statement gelesen werden kann: Das Glatte könnte uns schließlich irgendwann genauso überwältigen wie die Musik von »Foxconn / Trios«.

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