Review

Locked Groove

End/Scherzo

Locked Groove Records • 2015

»Locked groove« ist der englische Ausdruck für das, was wir im Deutschen als Auslaufrille kennen: Eine in sich geschlossene Rille auf einer Platte, in die aufgrund der physikalischen Limitierung des Materials Vinyl nur eine begrenzte Anzahl von Informationen geritzt werden können und die beim Abspielen diese Informationen potenziell unendlich oft wiedergibt, weil sie die Nadel quasi an der Weiterfahrt hindert. Locked Groove ist aber auch das Pseudonym des Belgiers Tim van de Meutter, der unter diesem Namen seit gut drei Jahren an der Schnittstelle von hartem House und verspieltem Techno Musik produziert, die eben genauso klingt: Repetitiv und dichtgedrängt. Die Tracks von Locked Groove entwickeln sich für gewöhnlich nur langsam, setzen viel lieber auf komplizierte Schichtungen, Wucht und Wiederholung als abrupte Breaks oder strukturelle Saltos. Mit den zwei Tracks auf »End / Scherzo« entwickelt er dies weiter und schlägt dabei einen dezent düsteren Ton an. »End« deutet mit seinem verwirbelten Leitmotiv an, dass van de Meutter erst kürzlich noch auf der Emo-House-Hochburg Life And Death gastierte – seinem energetischen Rhythmus zum Trotz drückt der Siebenminüter genug Tränen durchs Knopfloch, um damit selbst zur Peaktime den Dancefloor zu fluten. Don’t call it Trance, though! »Scherzo« sollte dem Titel nach fröhlicher sein, ist das aber nur bedingt. Tatsächlich scheint van de Meutter damit ein bierernstes Publikum mit dystopischen Leidenschaften abzuholen, wie es in Berlin häufig zu finden ist. Der zackige Backbeat, über den eine zappelige Hi-Hat, kosmisch-krautige Synthies und aufgeblähte Drones irrlichtern, reißt dabei jedoch einiges raus. Locked Groove mag sich dem ewigen Um-Sich-Selbst-Kreisen verschrieben haben, anbiedern tut er sich damit jedoch nur bedingt.