Review

Kalipo

Wanderer

Audiolith • 2016

Wer die Frittenbude-Jungs Steer, Rögner und Häglsperger zwar als humoristische Texter mit politisch links schlagendem Herzen, aber letzten Endes vor allem als Massenparty-taugliche Electropunk-Band, die gekonnt Festivals, Clubs aber auch die Abiparty deines Jahrgangs aus den Lautsprechern zu beschallen weiß, abtut, wird der musikalischen Versiertheit des Trios nicht gerecht. Und ganz nebenbei entlarvt er so die eigene Ahnungslosigkeit in puncto musikalisches Können. Welch‘ begabter Techno-Produzent etwa Jakob Häglsperger ist, unterstreicht dieser als Kalipo Wie ein Reisetagebuch konzipiert, gelingt es dem Oberbayern auf seinem neuen Album »Wanderer« ein gleichermaßen tanzbares, wie komplexes Werk zu schaffen. Die geografischen Verweise der Titel (»Guten Morgen Lärz«, »Memories of Praha«, »Lost In Vienna«) unterstreichen die Sehnsüchte des Publikums, die der Produzent mit seinem individuellen musikalischen Unterbau erst möglich machte. Häglsperger bedient sich dafür dem jeweils gefragten Stilmittel: So wähnt man sich in »Donau Sunrise« tatsächlich den morgendlichen Sonnenaufgang auf dem Nachhauseweg vom Club beiwohnend, in »Crossing Wisla« die facettenreiche, aber beruhigende Geräuschkulisse einer beschaulichen Stadt im Grünen aufsaugend, während man sich im Verlauf des Tracks »Berlin Gambit« mit einem böse dröhnenden Club-Beat konfrontiert sieht und der audiovisuelle Fiebertraum »Banana Garden« einen in die Codein-Abhängigkeit stürzt. Auf »Wanderer« gelingt Kalipo der oben genannte Brückenschlag dann doch etwas überraschend, aber mit einer Leichtigkeit und Stringenz die schon jetzt Lust auf neues Material macht.

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Kalipo
Wanderer
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