Review

Nils Landgren

Some Other Time

ACT • 2016

Es ist bloß eine instrumentale Ouvertüre, aber wer schon einmal »West Side Story« gesehen hat, wird nicht umhin kommen, mitzusummen: »America« ist nur einer dieser famosen Ohrwürmer, die Leonard Bernstein in seiner mehr als 50-jährigen Karriere schuf. Allein sechs Stücke aus dem berühmten Musical von 1957 hat Nils Landgren für sein neues Projekt »Some Other Time« ausgewählt. Der schwedische Jazz-Popper beschenkt sich kurz vor seinem 60. Geburtstag am 15.2.2016 mit einem Tribut-Album an den großen US-amerikanischen Komponisten. Nils Landgren, der singt und Posaune spielt, lud sich Musikern von Weltrang dazu. Grammy-Preisträger Vince Mendoza arrangierte die Musik, und dirigierte die Bochumer Symphoniker. Dank des Verzichts auf Streicher ist der Kitsch-Anteil gering, Mendoza verwendete lediglich Blech- und Holzbläser. Dazu kommt Nils Landgrens vornehm zurückhaltend agierende Rhythm-Section um Schlagzeuger Wolfgang Haffner und Bassist Dieter Ilg. Heimlicher Star der Sessions ist aber der schwedische Pianist Jan Lundgren, der mit sanftem Swing den kammermusikalischen Nummern ohne Orchester einen eleganten Drive gibt. Obendrein ist Janis Siegel (The Manhattan Transfer) mit von der Partie. In »The Story Of My Life« erinnert die Sängerin frappierend an Ella Fitzgerald. »Some Other Time« ist, wie so viele von Landgrens Alben, etwas zu glattpoliert, um komplett zu überzeugen, aber durchaus von Leidenschaft und Können geprägt.