Review

Venetian Snares

Traditional Synthesizer Music

Timesig • 2016

Die allgemeine Begeisterung für schwerfällige Modularsysteme führt bei Elektronikern unterschiedlichster Herkunft seit einiger Zeit verstärkt zu mehr oder minder immersiven Drone-Studien mit minimalen Variationen über lange Zeitstrecken hinweg. Nicht so bei Aaron Funk alias Venetian Snares Der kanadische Breakcore-Veteran hat sich für seine Idee einer »Traditional Synthesizer Music« wenig von den Entschleunigungsbeiträgen um sich herum beeindrucken lassen und seine live eingespielten Stücke mit den gewohnt hektischen Beats versehen, über die er an seinem Synthesizer melancholisch-verfrickelte Melodien in Echtzeit ersinnt, die gern in produktivem Kontrast zum meist atemlosen Rhythmus-Fundament stehen. Mal blubbert es kindgerecht, mal fühlt man sich gute alte Science-Fiction-Soundtracks erinnert. Insgesamt nimmt sich Venetian Snares allerdings ein wenig zurück. Das erinnert mitunter an die frühe heroische Phase von IDM, wobei der Drumcomputer mit ihm dann doch das ein oder andere Mal wieder durchgeht. Meditativ wird es bei ihm hingegen nie. Dafür kann man sich an den liebevoll zusammengeschraubten Analog-Klängen erfreuen, aus denen Venetian Snares buchstäblich das Beste macht – entrückte künstliche Paradiese im freien Spiel miteinander.