Review

Various Artists

Senegal 70

Analog Africa • 2016

Samy Ben Redjeb hat es mit seinem Label Analog Africa einmal mehr geschafft: Mit geradezu unglaublichem zeitlichen wie wahrscheinlich finanziellen Aufwand auf Spurensuche nach verloren geglaubten Schätzen der afrikanischen Popkultur der 1960er und 1970er Jahre zu gehen. Diese versunkenen Schätze barg im Fall von »Senegal 70« der Grieche Adamantios Kafetzis in Zusammenarbeit mit Terenga Beat, dem derzeit führenden Label für senegalesische Musik, im Zeitraum von über vier Jahren. Und wieder einmal hat sich der Aufwand mehr als gelohnt. Denn dieser wilde, experimentelle Stilmix aus afrikanischer Folklore und nordamerikanischen wie südamerikanischen Genres ist mitreißend wie berauschend. Funk trifft auf Mbalax, kubanischer Son wird mit Mandigue-Gitarrenläufen verschmolzen, Jazz und Soul durch Vocals in der senegalesischen Umgangssprache Wolof veredelt – doch auch auf Spanisch und Englisch wird gesungen. Neben Kafetzis verdanken wir diese bisher nie veröffentlichten Aufnahmen vor allem dem Toningenieur Moussa Diallo, der seit mittlerweile vier Jahrzehnten die Bands, die in seinem legendären Club Sangomar in Dakar auftreten, auf Tape bannt. So können nun endlich diese wahren Perlen von Bands wie Orchestre Laye Thiam oder Orchestre Bawobab auch von Musikliebhabern aus allen Teilen der Welt entdeckt werden. »Senegal 70« beweist somit eindrücklich, dass es bereits lange vor dem Internet auch in entlegeneren Regionen einen interkulturellen und globalen Austausch musikalischer Formen gab und gerade im Senegal in kultureller Hinsicht eine kosmopolitische Offenheit herrschte.

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V.A.
Senegal 70
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