Review

The Range

Potential

Domino • 2016

Als The Range betreibt James Hinton so etwas wie Crate Digging im digitalen Zeitalter. Anstatt verstaubte Vinyl-Archive nach längst vergessenen Funk- und Soul-Grooves zu durchwühlen, klickt er sich nämlich durch YouTube-Videos von Hobby-Musikern, um geeignete Samples für seine Tracks zu finden. Mit »Potential«, seinem ersten Album für Domino, zeigt The Range vor allem das Potenzial an Sängerinnen und Sängern, das in den übersehenen Ecken der Video-Plattform steckt. Fündig wurde der Produzent aus Brooklyn für sein Amalgam aus Jungle, Footwork und Dubstep, Elektro-Pop, Instrumental-Hip Hop und Grime vor allem in Großbritannien, denn der Großteil seiner Gastvokalisten haben einen britischen Akzent. Diese Vocal-Spuren erden zum Einen den rein elektronischen Hintergrund und verleihen zum Anderen jedem der elf Tracks eine eigene Aura zwischen Club und Schlafzimmer. Als Gesamtwerk klingt »Potential« zwar nicht so aufregend und neu wie es der Produktionsansatz ist, aber eine positive Grundhaltung gegenüber den digitalen Möglichkeiten des Musikschaffens spürt man jederzeit deutlich. Dass The Range all seine neuen YouTube-Freunde als offizielle Kollaborateure an den Einnahmen des Albums beteiligt, wäre zwar wahrscheinlich gar nicht nötig gewesen, zeigt aber umso besser seine Integrität als auch sein Selbstverständnis als digitaler Crate Digger.