Review

Gloria Ann Taylor

Love Is A Hurtin’ Thing

Luv N Haight • 2016

Immer wieder erzählt die Musikgeschichte die Novelle großer Erfolge und emanzipatorischer Selbsttherapien. Gloria Ann Taylor folgte keiner dieser üblichen Narrativen. Trotz veritabler Aussichten auf eine große Karriere, einer Grammy-Nominierung und vertraglicher Absicherung bei CBS, entschied sich die in Toledo, Ohio aufgewachsene Sängerin gegen das Scheinwerferlicht. Mit dem Bruch der Beziehung zu Ehemann Walter »Whiz« Whisenhunt schloss sich gleichermaßen das kurzlebige Dasein als »nächstes großes Ding«, wie Verantwortliche bei Motown orakelten. Walt Whisenhunt, der regen Kontakt zu James Brown und Bootsy Collins pflegte, produzierte und finanzierte für Gloria Ann Taylor zwischen 1971 und 1977 fünf 7″ und eine 12". Je ruhiger es jedoch mit der Scheidung um Gloria Ann Taylor wurde, desto lauter diskutierte man über die bis dato nur lokal vertriebenen Privatpressungen.

Ihre einzige EP »Deep Inside Of You« erzielte in Sammlerkreisen absurde Preise, erlang ferner aber nie größere Prominenz. Bereits Mitte der 1960er Jahre galt sie als die authentische Aretha Franklin. Ohne auf Radiotauglichkeit achten zu müssen, verknüpfte sie Gospel-Motive mit Blues-Ästhetiken. Ihre Songs klangen rau, dramatisch und stets pessimistisch. Dabei ließ Whisenhunt sie immer wieder gegen psychedelische Gitarren antreten. Das passte weder zum befreienden Wesen der Disco-Ära, noch zur besänftigen Art des Soul. Erst 40 Jahre nach dem Aus, gerät ihr Material an eine breitere Öffentlichkeit. »Love Is A Hurtin’ Thing« kompiliert die losen Songs zu einer definitiven Kollektion, kann darüber hinaus aber nicht mehr leisten. Denn sämtliche Mastertapes verschwanden mit dem Auto eines ihrer Söhne.