Review

The Red Krayola with Art & Language

Baby And Child Care

Drag City • 2016

Auf ihrem jüngsten Album, »Baby And Child Care«, dem ersten in sechs Jahren, klingen The Red Krayola stark nostalgisch. Der Grund dafür ist keine stilistische Vergangenheitsfixierung seiner Schöpfer, sondern viel handfesterer Natur: Bei diesen Songs handelt es sich um bisher unveröffentlichte Aufnahmen aus dem Jahr 1984. Damals waren etwa diese singenden, mitunter geslapten Fretless Bass-Töne im Pop und Rock eben noch viel selbstverständlicher. Auch die gesamte verdrehte New Wave-Ausrichtung des Materials erklärt sich durch dieses historische Datum. Eigentlich ist es ja ein Spoiler, diese Informationen preiszugeben, denn wenn man, wie ich, erst die Musik hört und dann liest, aus welcher Zeit sie stammt, ist der Aha-Effekt um einiges größer. Entschuldigung an alle Leser, dass Ihr von dieser Erfahrung ausgeschlossen seid, aber man will ja als Autor nicht wie der letzte Ignorant dastehen. Unabhängig von der relativen Epochensignatur des Albums sind die Musiker um Mayo Thompson eigenwillig genug in ihrer Auseinandersetzung mit Erziehungsfragen, um mit ihren unvorhersehbar wuchernden Song-Ellipsen, bei denen sich der Gesang von herkömmlichen Gepflogenheiten im Umgang mit Tonhöhen denkbar weit entfernt, für freudiges Erstaunen zu sorgen. Und wer immer schon mal wissen wollte, warum wir idealistische Kinder brauchen: Hier gibt es Antwort!