Review

Orphan Swords

Weehawken

Clan Destine • 2016

Bis zur absoluten Monotonie repetitive Rhythmen befeuern bei rund 130bpm oder mehr den rigiden Individualismus von blassen, schwarzgekleideten Menschen, die sich am Wochenende kultischen Ritualen hingeben: Im Grunde haben Techno und Black Metal eine Menge gemeinsam. Electronic Black Metal schlägt das belgische Duo Orphan Swords als Genrebezeichnung für seine neue EP »Weehawken« vor, vier repetitive bis monotone Tracks, die in dunkelste Farben gehüllt sind. Electronic Black Metal allerdings ist ein Backronym, eine Neuinterpretation von EBM, eigentlich Electronic Body Music, einer der Grundlagen von Techno, welche derzeit eine Renaissance auf dem Dancefloor erlebt. Auf dem würde allein schon das erste, gut zehn Minuten lange Stück kaum funktionieren: »Dantalion« schichtet langsam knirschende Drones über einen klappernden Rhythmus und schafft damit eine Grundstimmung, die eher an unheilsvollen Doom Metal als an nervenzerfasernden Black Metal denken lässt. »Andrealphus« immerhin bringt eine sture Four-To-The-Floor-Kick ins Spiel, verweigert sich aber ebenfalls dem Erratischen, das Techno und Black Metal eint – und damit dem Körperlichen, das EBM ursprünglich im Namen trägt. Die Flipside hingegen nimmt zwar langsam, aber beständig Fahrt auf: »Gaap« rollt über elf zehn Minuten zirkulierende Drumpatterns aus, die von brüllenden Drones umspielt werden. Das ist genau der Soundtrack, zu dem es sich in einem stillgelegten Warehouse in weltvergessene Trance tanzen lässt, ein nahbarer und zugleich entrückter Soundtrack für einen danse macabre. Schade nur, dass er so einfach verklingt – obwohl ein furioses Finale wohl eine noch größere Enttäuschung gewesen wäre. »Zagan« schließt die Platte mit als Highlight ab, über eine wuchtige versetzte Kick erledigt hier das Zusammenspiel von klappernder Snare und zischelnden Hi-Hats den Job, die richtige Portion Groove in die sterile Atmosphäre zu injizieren, bevor dann tatsächlich ein floorfertiger Techno-Beat ausbricht. Mit Black Metal welcher Art auch immer hat das zwar noch nichts zu tun – dafür aber mit Electronic Body Music, im weitesten und besten Sinne.

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