Review

Stroe

My Dear It’s Getting Morning Soon

Think Loud • 2016

Stroe mag in der hiesigen Beatmakerszene noch keinen großen Namen haben, er ist beileibe aber kein Unbekannter. Die liebevolle Compilation »Droppin’ Mirrors« auf dem kleinen aber feinen Indielabel Thinkloud mit Gästen wie Aloe Blacc, Oddisee oder Kev Brown gilt als Geheimtipp und wurde fast ausschließlich von ihm produziert. Nach einer längeren Sendepause kehrt der Musiker mit »My Dear It’s Getting Morning Soon« zurück. Was nicht heißen soll, dass er in den letzten sechs Jahren untätig war. Doch Stroe hat sich bewusst Zeit genommen und dokumentiert mit dem Werk auch seinen musikalischen Reifeprozess. Von den Fesseln des reinen Hip Hop-Beatmakertums hat er sich nun frei gemacht und so rollt er auf den zehn Stücken einen breit gefächerten Soundteppich aus, der mich von der Ästhetik her unweigerlich an Taylor McFerrins »Early Riser« erinnert. Unterstützung erhält Stroe dabei von Miles Bonny der mit seiner warmen und unaufdringlichen Stimme perfekt ins Klangbild passt und gleich auf vier Songs vertreten ist. Behutsam und detailverliebt setzt Stroe jazzige Rhodes-, Trompeten oder Gitarrenversatzstücke ein, stets bewegen sich seine Kompositionen im Fluss. Leichtfüßig und unaufgeregt, inspiriert vom Lauf des Tages und der Natur, auf die sich der Produzent immer wieder bezieht. Ein feiner Soundtrack für die ruhigen, besinnlichen Momente des Lebens oder wie der Pressetext passenderweise umschreibt: Naturalismus in Beatform.