Review

Swans

The Glowing Man

Young God/Mute • 2016

Michael Gira und seine aktuelle Inkarnation der Swans werden immer lockerer. Hatten sie mit »The Seer« 2012 ein so monumentales wie pompöses Überraschungs-Alterswerk hingelegt, folgte mit »To Be Kind« zwei Jahre später der Nachweis, dass weniger Kraftmeierei zu größerer Durchschlagkraft und, ja, Reife führen kann. Wieder zwei Jahre später sind die Ergebnisse auf »The Glowing Man« noch einmal gelassener und meditativer ausgefallen. Auf wuchtige Repetition verzichten die Meister des insistierenden Rumms aber auch diesmal nicht. Ebensowenig auf das Dehnen des Raums in der Zeit: Für den Großteil ihrer riff-basierten Rituale genehmigen sie sich zwischen 13 und 29 Minuten. Wobei sie ihrem Minimalismus der Ein-Akkord-Lösung ein Maximum an Variationsmöglichkeiten zugestehen. Das Titelstück etwa beginnt mit einem Doom-Folk-Auftakt, um nach einem Neu!-inspirierten Mittelteil – Krautrock war stets eines der großen Vorbilder für Gira – in der Coda schließlich mit entropisch-brachialen Schlägen auszuklingen. Unerwartete Gäste gibt es ebenfalls: Auf dem 25-minütigen Drone-Gebet »Cloud Of Unknowing« steuert die koreanische Cellistin Okkyung Lee gleich zu Beginn ein flirrend-abstraktes Improv-Solo bei. Eigentlich schade, dass Gira angekündigt hat, dies sei das letzte Album in dieser Besetzung. Sie scheinen sich gerade so richtig aufeinander eingespielt zu haben.