Review

Various Artists

Nigeria Freedom Sounds!

Soul Jazz • 2016

In einem Land wie Nigeria, in dem über 500 Sprachen und deren Abwandlungen gesprochen werden, sollte es eigentlich nicht wundern, wenn die Musik ähnlich heterogen ausfällt. Besonders groß war diese Vielfalt des Tonschaffens in den frühen 1960er Jahren, als das Land von Großbritannien unabhängig geworden war und mit Abubakar Tafawa Balewa seinen ersten Ministerpräsidenten hatte – zumindest bis 1966, dann übernahm das Militär. Für die Musik war die Zeit unter Balewa eine fruchtbare Phase. Man probierte neue Sachen aus, kombinierte die Traditionen des Landes wie Juju und Apola mit Highlife aus Ghana oder kreuzte sie mit Calypso oder Mambo. »Nigeria Freedom Sounds!« mit Stücken aus den Jahren 1960 bis 1963 stellt diese Prä-Afrobeat-Ära des Landes vor, deren optimistische, selbstbewusste und friedfertige Stimmung wenig ahnen lässt von der Gewalt und Repression, die schon bald wieder das Land überziehen sollten. Künstler wie E.C. Arinze besangen sogar ganz explizit die Freiheit Nigerias in »Freedom Highlife«. In anderen Nummern ist die Botschaft bei mangelnder sprachlicher Kompetenz mitunter weniger leicht nachzuvollziehen. Der Vibe stimmt aber allemal. Und dass ihn die Musiker auch während der Diktatur behalten sollten, bewies wenig später Fela Kuti. Doch das ist eine andere Geschichte.