Review

Fudge (Prefuse 73 & Michael Christmas)

Lady Parts

Lex • 2016

Guillermo Scott Herren ist ein Mann mit vielen Gesichtern. Sein musikalischer Output ist vielschichtig und vielgestaltig, je nachdem, unter welchem seiner Aliase er Sounds kreiert. Das reicht von psychedelischen Klangwelten, heraufbeschworen als Delarosa, geht über zum Elektroakustikfach, bedient als Piano Overlord, bis hin zu Folk, als Savath & Savalas. Alles wurzelt jedoch im Hip Hop. So, wie er ihn als Prefuse 73 versteht. Seinen luftig-losgelösten Hip Hop-Ansatz kombiniert er nun mit dem aus Boston stammenden Rapper Michael Christmas. Der nutzt die Beat gewordene Spielweise direkt für entrückten Wahnwitz, halb im Spaß, halb voller Ernst formuliert, mitunter im abgehakten Trap-Modus, exklusive stumpfer Bassbombastik. Sein flexibler Flow schmiegt sich über Herrens frickelige Beats, irgendwo zwischen smoked out und dringlich. Jede verschobene Tonspur transportiert dabei smoothen, souligen Jazz in ihren kühlen elektronischen Poren, während Kick und Snare eigenen Gesetzen jenseits geradliniger Rhythmusstrukturen zu folgen scheinen. Aus dem Takt gerät trotzdem nichts, Michael Christmas beweist sowohl Skills als auch Humor auf Herrens teilweise schwer zu meisternden Steilvorlagen. Klebrig und süß wie »Fudge« ist hier nichts; ihr Crewname steht für andere Qualitäten – auch, wenn ihre »Lady Parts« sicher nicht jedem schmecken. Dabei haben sie Herz und Hirn, Brust und Keule; alleine das Coverartwork bezeugt das Fleisch auf den Rippen. Sind Prefuse 73 und Michael Christmas nun wie Geburtstag und Weihnachten zusammen? Vielleicht. Bestimmt aber ein Geschenk.