Review

Jason Sharp

A Boat Upon Its Blood

Constellation • 2016

In der elektroakustischen Suite »A Boat Upon Its Blood« verdichten sich dissonant reibende Streicher-Texturen, fließende Perkussion-Texturen und Snare-Attacken zu engmaschigen Klanglandschaften, mal flächig, melancholisch und bedrückend, mal harsch, kantig und bedrohlich. Spannend ist das von Robert Creelys Gedicht »The Heart« inspirierte Solodebüt von Jason Sharp jedenfalls immer. Er entstammt Montreals Avantgarde- und Improv-Szene und hat mit Sam Shalabi’s Land of Kush Orchestra, Matana Roberts’ Coin Coin Chapter One Ensemble und Thee Silver Mt Zion musiziert. Jason Sharps Instrumentarium besteht laut Klappentext außer aus Bass-Saxofon und Synthesizer zusätzlich aus Feedbacks und (Achtung!) »Amplified Heart«. Das liest sich recht martialisch, bezieht sich aber auf ein eigens für diese Produktion erdachtes Equipment, welches die Atmung und Herz-Frequenz des kanadischen Komponisten in Klänge verwandelt und diesen elektrisch verstärkten Pulsschlag als menschliches Metronom verwendet. Dementsprechend eröffnet Jason Sharp das Album mit einem pulsierenden Stück elektronisch klingender Drone-Musik, erweitert den Klanghorizont danach aber schnell mit geschichteten rhythmischen und melodischen Saxofon-Figuren und Josh Zubots Violine, Joe Grass’ Pedal Steel Guitar und der Drum Machine von Jesse Zubot sowie dem ebenfalls aus Montreal stammenden Experimental-Quartett Architek Percussion. Stilistisch bewegt sich das Konzeptalbum irgendwo zwischen freier Improvisation, Drone, Free Jazz und Neuer Musik, bedient sich aber auch bei Post-Rock und Industrial. Schlecht einzuordnende, aber wirklich einnehmende und intensive Musik.