Review

Andi Otto

VIA

Pingipung • 2017

In vielerlei Hinsicht könnte man sagen, dass der Hamburger Andi Otto den Sound macht, den einige Pop-Theoretiker als die Musik der Zukunft beschreiben: eine hybride, kosmopolitische und elektronische Dance Music, die sich egalitär und respektvoll unterschiedlichsten Traditionen und Einflüssen bedient sowie diese organisch und zugleich futuristisch kombiniert. Diese Beschreibung trifft theoretisch zwar auch auf Trends wie Tropical Bass zu, »VIA« hat allerdings vielmehr Ähnlichkeit mit dem Output von Gold Panda, Bonobo oder des Pingipung-Labelkollegen Sven Kacirek. Denn anstatt hauptsächlich und vordergründig auf fremde, möglichst schrille und pumpende Rhythmiken abzuzielen, wie es der Multi-Kulti-Sound von Diplo bis Haaksman tut, stehen auf »VIA« mehr die Melodien (in erster Linie aus Indien und Japan) im Vordergrund. Gleichzeitig sind die elf Tracks nie weit vom Dancefloor entfernt, doch schrille, knallige Kuduro- oder Cumbia-Beats sind Andi Otto fremd. Vielmehr stützt er sein Klanggerüst auf informierte House-Konventionen und ausgewählte Dub-Elemente. Darauf stapelt er geschickt Klangschicht auf Klangschicht, aus zerhackten Vocal-Samples, Synch-Flächen und eben diesen besonderen, meist indischen Harmonien. Dafür reiste Andi Otto sogar nach Bangalore und nahm gemeinsam mit MD Pallavi den Titeltrack und »Bangalore Whispers« auf. Diese beiden Tracks bilden zugleich die Klammer um ein rundes, feinfühliges und vielleicht ja zukunftsweisendes Album.

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Andi Otto
VIA
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