Review

Kreidler

European Song

Bureau B • 2017

Hier ist es wohl: das erste Protestalbum als direkte Reaktion auf die Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der USA. Die Geschichte dazu: Kreidler hatten zu Beginn des vergangenen Jahres Aufnahmen in Mexiko gemacht, aus denen ihr neues Album werden sollte. Doch nach dem 8.11.2016 schien das Material dem Quartett nicht mehr so richtig zur allgemeinen Weltlage zu passen. Kurz darauf gingen sie noch einmal ins Studio, diesmal in Hilden. In bloß einer Woche hatten sie dann »European Song« fertig. Die fünf Instrumentalstücke gehören zum Dringlichsten und Kompaktesten, das die Band bisher hervorgebracht hat. Nicht, dass Kreidler komplett das Register gewechselt hätten. Im Vordergrund stehen die vertrauten reduzierten Postrock-Ansätze, bei denen vor allem die oft nervöse Synkopierung des Schlagzeugs und die gelegentlich noiseartige Elektronik die wütendsten Akzente setzen. »Dump Trump«-Parolen oder ähnliches wird man auf»European Song« jedoch keine finden, ebensowenig Wahlempfehlungen gegen AfD oder Geistesverwandte. Dafür geben “Kreidler](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/915/kreidler) mit ihren Mitteln zu verstehen, dass die Zeit nicht danach ist, sich entspannt zurückzulehnen und wegzudämmern. Zum Glück lässt sich das Album musikalisch nicht auf eindeutige Gesten eindampfen, dazu ist es viel zu abstrakt. Und in seiner insistierenden Konsequenz auch unabhängig von seinen Entstehungsbedingungen gelungen. Wenn man sich davon aufrütteln lässt, umso besser.