Review

Luke Vibert

UK Garave Vol.1

Hypercolour • 2017

Der Apfel fällt bekanntlich nicht weit vom Stamm. Zugegebenermaßen ein verrückter erster Satz für eine Luke Vibert-Review; man muss dafür vielleicht wissen, dass Luke Viberts Vater ein Magier war. Aber nicht mehr und sicher nicht weniger als ein Zaubertrick ist hier dem Briten gelungen. Es sollte nicht überraschen, dass diese Platte in ihrer Güte schockt. Vibert ist seit nunmehr über 20 Jahren eine der seltsamsten Freigeister der elektronischen Tanzmusik. Eine Produzenten-Szene, die an Querdenkern und verrückten Künstlerpersönlichkeiten nicht arm ist, wohlgemerkt. Ob unter Klarnamen oder seinen massigen Aliasen (Wagon Christ, Plug, Amen Andrews) immer blieb man neben der Spur, sich an (Hype-)Genres entlang hangelnd: der Underground in Reinform. »UK Garave Vol.1« ist hier auch gerne als Rückblick zu lesen. In meisterhafter Manier wurden hier Tracks zusammengebastelt, die nach Raves unter Brücken oder Brachen riechen; zehn Stücke, die sich in ihrer Wärme den schwitzenden, tanzenden Körpern anschmiegen, sie umschwirren und wie eine zweite Haut anliegen. Massiv wird dem Amen-Break gehuldigt. Neben diesem finden sich jedoch auch noch unzählige weiterer Samples, die Schicht auf Schicht gelegt werden, ohne dass das hier je überladen wirkt. Die Drums, Vocals, die Basslines – alles ist hier wohl tariert; und gleichzeitig nie starr oder dröge. Das ist Rave-Ära, wie sie nie war. Wie hier der namengebende Garage, mit Drum’n’Bass-Elementen, House-Zitaten und Hardcore-CNTNM-Drive versetzt ist; das klingt so modern und NOW, dass es fast schon peinlich scheint, zurückzuschauen. Luke Vibert liefert mit seinem Comeback auf Hypercolour die perfekte Platte zum langsam abebbenden Hype um Rave und Garage. Neben ihren unglaublich guten Ideen und manisch-genialen Tracks, bietet die Platte auch eine Moral: Ein Hype ist nie vorbei. Gute Musik ist immer gut. Scheißt auf Trends und tanzt.