Review

Alice Coltrane

World Spirituality Classics 1

Luaka Bop • 2017

Unveröffentlichte Musik von Alice Coltrane aufgenommen in einem Ashram-Tempel – das Label gibt sich begeistert, das Presseinteresse ist groß. Ausladende Kompositionen von vier Kassetten, die Alice Coltrane zwischen 1982 und 1995 ausschließlich für ihre religiöse Community aufnahm, werden nun erstmals als »World Spirituality Classics Vol.1« veröffentlicht. Ihre Geschichte ist bekannt: Als aufstrebende Pianistin in Detroit spielte sie mit Kenny Burrell; auf Tour lernt sie ihren späteren Mann John Coltrane kennen. In den Jahren nach dem Tod des Saxophonisten durchlief sie eine Sinnkrise und nannte sich Turiyasangitananda. Ein indischer Swami, nach dem sie das Album »Journey in Satchidananda« benannte, war in dieser Zeit wichtiger Ratgeber. Auch ein Titel auf der schön gestalteten neuen LP bezieht sich auf diesen Guru, doch im Gegensatz zu den bahnbrechenden Modal- und Spiritual-Jazz-Kompositionen aus dem Jahre 1971 sind diese jüngeren Werke kaum essentiell. Die rhythmischeren Stücke können mit Wohlwollen noch als Early Detroit-Techno angesehen werden, doch die zehnminütigen Chants, beinahe ausschließlich von Synthesizern instrumentiert, sind auf Dauer wenig erbaulich. Wer sich bis auf die C-Seite des LP-Releases durchkämpft, wird jedoch mit einer Perle belohnt: auf »Er Ra« ist Coltrane zum ersten Mal überhaupt als Solo-Sängerin zu hören, nur in Harfenbegleitung. Bleibt zu hoffen, dass Luaka Bop für Volume 2 mehr von solchen Stücken ausgräbt.