Review

Avey Tare

Eucalyptus

Domino • 2017

Wird Avey Tare auf seine alten Tage etwa melodietrunken und milde? Bisher ist ja der Animal-Collective-Kollege Panda Bear für die großen Harmoniebögen zuständig und Dave Porter, wie Avey Tare bürgerlich heißt, für die enigmatischen Schreie und ein möglichst hohes Energie-Level. Mit seiner Quasi-Zweitband Slasher Flicks überraschte Porter dann zuletzt 2014 mit einem nicht ganz so experimentellen und verkopften Ansatz, der mit »Little Fang« sogar einen kleinen Pop-Hit abwarf. Mit »Eucalyptus« entführt er die Hörerschaft nun an die Grenze zwischen Tag und Traum, zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, in den Schwebezustand zwischen Aufwachen und Einschlafen, direkt ins Zwielicht des Bewusstseins. Diese somnambule, zwischenweltliche Stimmung erreicht Avey Tare durch schon von der Hauptband bekannte Zutaten wie verwaschene Field Recordings, Loops aus dem Schnalzen einer Maultrommel oder dem Schnarren der tiefen Sitar-Saiten. Die Akustikgitarre dominiert das Album mit den typisch unrhythmischen, wie Wellen an- und abschwellenden Anschlag-Patterns, dabei ist »Jackson 5« beinahe der einzige Song, der überhaupt so etwas wie einen Beat hat. Auf den 15 neuen Tracks wirken diese einzelnen Elemente allerdings sanfter, zurückhaltender und organischer als auf den letzten Animal-Collective-Alben. Gleichzeitig gelingt es Porter, aus diesen bewährten Puzzleteilen immer neue Stimmungen zu erzeugen, daraus aufrichtige und persönliche Songs zusammenzusetzen. Letztlich ist »altersmilde« zwar nicht nur für Ausnahme-Songs wie »Coral Lords« das falsche Prädikat – das Wegdriften in einen angenehm kribbelnden Halbschlaf gelingt dafür umso leichter.