Review

Morti Viventear

Lovecraftsmanship

Anette • 2017

Für den kanadischen Beatbastler Morti Viventear sind staubige Platten, in die Jahre gekommene Synthies und seine treue MPC die Mittel der Wahl seiner Handwerkskunst: Instrumental Hip Hop, Downbeat, you name it. Auf seinem dritten Longplayer stellt er sie in den Dienst des US-amerikanischen Schriftstellers Howard Phillips Lovecraft – einer umjubelten, einflussreichen, vielzitierten Kultfigur der Phantastik bzw. des Horrors, vorrangig bekannt für seinen »Ctulhu-Mythos«, einer Art frühen literarischen Open-Source-Mär, an der sich neben ihm selbst auch viele andere Autoren abarbeiteten. Auf »Lovecraftsmanship« getauft, spüren Viventears instrumentale Tracks also solch illustren Wesenheiten wie Azatoth oder Nyarlathotep nach – und klingen dabei gut und gerne nach Beats aus den fachmännischen Schmieden von Sixtoo oder 2nd Class Citizen. Auch dem Titel nach artverwandte Stücke wie Aims »Demonique« oder RJD2s »The Horror« lassen sich als Referenz aufführen. Eine musikalische Tradition kann man auf »Lovecraftsmanship« also recht deutlich ausmachen – eine sonst wie geartete, dem Album thematisch zugrunde liegende allerdings kaum. Ohne seinen wortspielerischen Titel nebst passendem 3D-Coverartwork würde man die sorgfältig arrangierten, melancholisch-atmosphärischen Tracks eher nicht in die Nähe des Gothic Horror rücken. Denn Wahnsinn, grabesdunkle Abgründe oder altehrwürdige Erhabenheit lässt »Lovecraftsmanship« nicht aufgehen – wohl aber die Herzen der Hörer.