Review

Mogwai

Every Country’s Sun

Rock Action • 2017

Zwischen artifiziellem Autotune-R’n’B und Wellen der Retromania wird Post-Rock momentan nicht gerade als der heiße Scheiß gehandelt. Aber neben Soundtracks schaffen es Mogwai auch weiterhin im Albumformat und vielleicht so konsequent wie seit »Mr. Beast« nicht mehr, ihren brachialen Instrumental-Rock weiter auszudifferenzieren und dabei streckenweise richtig frisch und spannend zu klingen. Seit dem kompakten »Rock Action« von 2001 arbeiteten die nur noch vier Schotten (Gitarrist John Cummings stieg vor zwei Jahren aus) auf »Every Country’s Sun« erstmals wieder mit Dave Fridmann zusammen. Als Produzent besteht auch auf dem neunten Mogwai-Album seine Kunst darin, den Fokus auf den integralen Bestandteil des typischen Sounds der Band zu legen: auf das Schlagzeug nämlich. Das pointierte, mal sachte untermalend, dann gemäß der beinahe ritualisierten Laut-Leise-Dynamik brachial hervorberstende Getrommel von Martin Bulloch hält auch auf den neuen Stücken die sonst etwas unübersichtlichen Synthlinien, Fuzz-Bässe und vor allem die vielen, vielen Gitarrenspuren zusammen. Neben den sich bis zum Trommelfell-Zerlöchern steigernden Monolithen wie dem Titelstück, die sehr an das eigene Frühwerk erinnern, loten Mogwai aber auch neue Extreme aus: da ist das wegen der wilden Gitarrensoli beinahe als Schweine-Rock zu bezeichnende »Battered at a Scramble«, das auf sanfte Ambientflächen gebaute »aka 47« oder mit »1000 Foot Face« sogar ein Stück mit an Bord, auf dem tatsächlich Stimmen die Führung übernehmen. Mogwai beweisen mit »Every Country’s Sun« also, dass auch im Jahr 22 nach Bandgründung weiter mit ihnen zu rechnen ist – ganz abseits irgendwelcher Trends.