Review

Alvvays

– Antisocialites

Transgressive • 2017

Auch auf ihrem zweiten Album »Antisocialites« will die Band aus Toronto um Sängerin Molly Rankin, ihr Publikum mit ihrem betörenden Mix aus Indie-Pop und Shoegaze umgarnen. Im Mittelpunkt steht auch auf dem Nachfolger des selbstbetitelten Debüts ganz klar Rankins glockenhelle, engelsgleiche Stimme, die die beiden Produzenten Chad Van Gaalen, der bereits das Debüt betreute, und John Congleton (St. Vincent, Swans) auch stets recht weit vorn im Mix platzieren. Obwohl dieses Mal ein mehr als eingängiger Über-Ohrwurm wie der erste Hit »Archie, Marry Me« fehlt, hapert es auf »Antisocialites« keineswegs an großen Pop-Momenten und Mitsing-Refrains. Zugleich versuchen Alvvays mit mächtig verzerrten, an Shoegaze gemahnenden Gitarrenwänden, immer wieder Kontrapunkte zu setzen und sich gegen die ansonsten zu befürchtende Überzuckerung und Melodieseeligkeit zu stemmen – schließlich soll »Antisocialites« nach Rankins Aussagen ein Trennungsalbum sein. Düster oder gar niedergeschlagen klingt allerdings das wenigste, vielmehr emanzipieren sich Alvvays ein Stück mehr von Vorbildern wie Teenage Fanclub, Stereolab oder The Jesus & Mary Chain und bleiben gleichzeitig sehr variabel: die Punk-Energie des nur 2-minütigen »Your Type« trifft auf den verträumten Soft-Pop von »Dreams Tonite«, das wavige Indie-Feeling in »Lollipop (Ode To Jim)« wird kontrastiert mit den Surf-Anleihen der Single »Plimsoll Punks« und am Ende verzichtet »Forget About Life« gar komplett auf Gitarren. Gut austariert und eigenständiger als noch vor drei Jahren unterhalten Alvvays auch auf »Antisocialites«, indem sie eine gute Balance zwischen den emotionalen Extremen finden.