Review

Tony Allen

The Source

Blue Note • 2017

Er ist der Erfinder des Afrobeat. Der beste Drummer, der je gelebt hat. Und das sagen immerhin Fela Kuti und Brian Eno. Der so Gepriesene ist natürlich [Tony Allen](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/869/tony-allen,) mittlerweile 76 Jahre alt und in Paris lebend. Der Nigerianer, der niemals auf einem afrikanischem Percussion-Instrument spielte, sondern als Teenager gleich auf einem westlichen Drumkit begann, hat jetzt sein Label-Debüt für Blue Note gegeben. Die beste Platte seines Lebens, sagt er selbst. Es ist eine dieser typischen Floskeln, doch tatsächlich klang Tony Allen selten aufregender. Diese unglaublich lässigen, schwer verschleppten Rhythmen, denen jeder Laie über Smarthphone-Lautsprecher das Virtuosentum anhört, sind so luftig und dynamisch aufgenommen, wie es Allens Kompositionen, geschrieben mit seinem Saxophonisten Yann Jankielewicz, verlangen. Vor allem mit Popmusikern spielte der Drummer in den letzten Jahren, nun folgt die Rückbesinnung, trotz Gast Damon Albarn. Der Titel »The Source« deutet es an: keine Synthies, keine Raps, keine Experimente mit Elektronik. Stattdessen: elektrisierender Soul-Jazz im Opener, karibische Off-Beats in »Bad Roads« und ein fast schon Ellington-artiger Big Band-Swing in »Push And Pull«. Dezidiert nach der Heimat klingt nur der afro-psychedelische Schlusstitel, doch die elf Songs auf dieser fantastisch aufgenommenen 2LP sind von mehr als nur einem Hauch Afrobeat umweht. Der Geist von Fela war dabei. Dabei hat Tony Allen mit seinem Quartett plus Brass Section längst sein eigenes Kapitel Musikgeschichte geschrieben.