Review

Beard In Dust

BAH038

Bahnsteig 23 • 2017

Wenn man den Labelkatalog erst mit 23 beginnt, dann ist man halt recht schnell bei 38 angelangt – ungefähr nach 15 Platten. So wirkt der Output des Labels Bahnsteig 23 quantitativ größer als er ist, auf die Qualität bezogen braucht man jedoch nicht zu übertreiben. Roughe Disco-Edits mit Hang zum Absurden, zum Exotischen, warten auf einen. Wo genau der ominöse Bahnsteig 23 aber topographisch zu verorten ist, bleibt dennoch weiterhin ein Szene-Geheimnis; einige Spuren führen immerhin nach Berlin. Doch ist der Katalog eher international als regional aufgestellt. Neben dem Schweden Albion oder dem Australier Kris Baha, findet sich eben auch der Moskauer Leonid Lipelis auf dem Bahnsteig wieder. Nicht nur seine Edits für das New Yorker Still-In-Label L.I.E.S. unter dem bürgerlichen Nachnamen, sind sehr beliebt und werden zu mehr als ordentlichen Preisen gehandelt, sondern auch seine erste Arbeit für das Bahnsteig 23 Label schien mehr als beliebt. So hat man auf den geschmackssicheren (Mini-)Dancefloors dieser Welt Tracks wie »Yugo Baby« oder »Strings« zu hören bekommen. Das wird sich auch mit dem neusten Output als Beard In Dust nicht groß ändern. Gewohnt wild, krude, obskur und sexy zugleich klingen »More Acid« auf der A1 oder dem B1-Smasher »Back Again‹. Richtig Appeal entwickeln aber vor allen Dingen die beiden anderen Tracks. »Flowers« klingt nach Space Disco, nach Unterwasser-Dance, nach Kokain in enormen Mengen und der richtigen Gated Reverb-Snare zum nächtlichen Schwoof nach zwei Flaschen Rotwein oder einer ordentlichen Flasche Wodka. Das Spielerische und gezielt Alberne kommt nicht zu kurz. Hier wird auch mal schlecht geslicet und gecropt – aber alles on Point und deswegen gut. »Pulsation« ist das weitere Highlight. Verträumt und treibend, die pseudo-romantischen Synth-Hooks am Start auf einem Teppich, der zwar nicht fliegt, aber massig Bass liefert und den Arsch antreibt. Generell wird auf **»BAH038« der booty geshaket, der Kopf folgt automatisch und in diesem Zuge, lässt man den Bahnsteig 23 auch mal unverortet. Hauptsache es fetzt.