Review

Gabor Szabo

Dreams

Skye • 2017

Das Coverartwort zu Gabor Szabos »Dreams« könnte ja locker hinter dem tristen Sofa als Wandtattoo einer Shopping Queen hängen. Ordinärer geht kaum. Die Musik stellt das Kontrastprogramm, entführt in eine sinnliche, melancholische Klangwelt, der ob ihrer klassischen Instrumentierung (Cello, Violine, Gitarre) etwas Entrücktes anhaftet. Ursprünglich erschien »Dreams« 1968, nach einer Nachpressung für den US-Markt ist das Werk jetzt via Skye auch hier wieder für normales Geld zu erstehen. Szabo war ein ungarischer Jazz-Gitarrist, der sich vor allem einen Namen dafür machte, Jazz mit Pop-Rock-Einschlägen zu paaren und immer wieder ungarische Folklore mit einfließen zu lassen. Das ist schließlich auch genau das, was man hier zu hören bekommt. In seinen schwungvollsten Momenten (»The Fortune Teller«) fließt ihr richtig Welt durch die Töne, man kann den Klang unmöglich verorten, man meint bretonische Anklänge zu hören, das Mittelalter?, aber auch Nahöstliches scheint nicht fern. Then again: vielleicht klang so einfach Ungarn?! In seinen schwächsten Momenten (»Half the Day is the Night«) ist »Dreams« seichtester Dad-Wohlfühl-Jazz im Stile von Pat Methenys seichtesten Dad-Wohlfühl-Jazz-Momenten. Avantgarde war das jedenfalls nicht. Aber es muss ja eben nicht immer voran gegangen werden, wenn Ort und Stelle genießbar sein sollen.