Review

Philipp Otterbach

Humans

Tour Messier • 2017

Philipp Otterbach wohnt in Berlin und residiert seit Jahren im Düsseldorfer Kult-Club Salon Des Amateurs: Muss man sagen mehr? Man bekommt, was man sich erhofft bei diesen Eckpfeilern des musikalischen CVs. »Humans« beginnt tüüüüf im Osten. Russland bringt es einfach immer, wenn man eine düstere und obskure Kulisse aufbauen will. Wahrscheinlich sind deshalb russkij Vocalfetzen ein so beliebtes Stilmittel unter Produzenten experimenteller elektronischer Musik zwischen Köln und Budapest. Auch hier funktionieren sie bestens, um die Stimmung zu setzen: karge Landschaften, der Mensch ist nur als Stimme aus dem Off anwesend,. Ansonsten sind da nur riesige Kamine hinter dem Nebel. Die EP schleppt sich behäbig aber mächtig durch den bedrohlichen Raum. Als Hörer wälzt man sich in der sibirischen Eisenbahn Richtung K-Hole, den dubbigen Bass von Track 2 im Magen, komische Stimmen im Kopf; was sind das, Filmzitate, eigene Erinnerung? Eine Frau, ein Äffchen. Großartig wie Philipp Otterbach hier den Raum immer weiter verdichtet. Am Anfang ist die Weite beängstigend, vier Tracks später ist es die Enge. Die Mischung aus Industrial, Ambient und Dub-Techno machts. Bei Salon-DJs nach Einflüssen zu Fragen ist müßig, die Liste wäre zu lange, aber diese herausragende EP verliert sich irgendwie in der Dunkelheit zwischen Muslimgauze Basic Channel und Alan Vegas Ausflügen ins Flächige.