Review

Onra

Nobody Has To Know

All City Dublin • 2018

Die 1990er Jahre stehen irgendwie immer noch im Schatten der unmittelbar vorangegangenen Dekaden. Trotz diverser Wiederbelebungstendenzen (Drum ‘n’ Bass, IDM) – und der schlichten Tatsache, dass ohne die Neunziger Techno gar nicht zur heutigen musikalischen Grundausstattung gehören würde. Aber New Jack Swing? Dem hat der Pariser Produzent Arnaud Bernard alias Onra jetzt eine mehr als fällige Liebeserklärung gemacht. Über gut eine halbe Stunde werden dessen Vorzüge, besonders die cheesy-klaren digitalen Synthesizer, genüsslich in Stellung gebracht, gut abgehangene – vulgo dry aged – Beats gedropt, dass es eine wahre Freude ist. Samtig gesungen wird selbstverständlich auch. Nostalgisch? Gut, das lässt sich bei einem Vorhaben dieser Art nicht ganz abstreiten. Doch wenn jemand seiner Passion mit so viel Hingabe nachgeht und die Sache einfach durch und durch rund gestaltet, zählt der Mangel an Innovation nicht mehr richtig als Einwand. Und »Nobody Has To Know« ist allemal eine willkommene Erinnerung an Errungenschaften, die nicht in Vergessenheit geraten sollten. Sommerschwül, das Ganze. Was übrigens nicht gegen den Veröffentlichungstermin spricht. Sorgt für Wärme über den Ohren. Und das fast klimaneutral.