Review

Hieroglyphic Being

The Red Notes

Soul Jazz • 2018

Wie klingt Jazz heute, wenn er wirklich von heute ist? Als Frage eigentlich beknackt, da hoffnungslos authentizitätsfixiert, doch manchmal kommen einem ja so komische Gedanken. Bei Jamal Moss alias Hieroglyphic Being ist gern die Rede davon, seine House- und Techno-Hieroglyphen seien im Grunde Jazz, und ganz sicher steht sein Afrofuturismus in der Tradition Sun Ras, nur eben halt an Synthesizern und Drumcomputern programmiert. Auf der Platte »We Are Not the First« von 2015 spielte er sogar gemeinsam mit dem echten Marshall Allen, einem der maßgeblichen Veteranen des Sun Ra Arkestra. Sein Album **»The Red Notes« hat Moss wieder allein an den heimischen Apparaten erstellt, dafür aber ganz explizit seinen Jazz-Vorbildern Thelonious Monk, John Coltrane und Herbie Hancock gewidmet, und zwar als Repräsentanten des Blue Note-Sound. Was dann auch den Titel des Albums erklärt. Und das ist höchst vielfältig ausgefallen. Wenn man so möchte, hat Moss ein breites Angebot von elektronischen Jazz-Balladen und veritablen Stompers versammelt, die er in sein eigenes Chicago House-Idiom übersetzt. Mit klassischen Piano-Riffs, Acid sowieso und den für ihn typischen verzerrten Synthesizern. Man hat ihn sicher schon härter erlebt, doch das macht er mit der – improvisierten? – Lebendigkeit seiner Produktionen allemal wett. Glüht.