Review

Hailu Mergia

Lala Belu

Awesome Tapes From Africa • 2018

Es müsste die erste Veröffentlichung auf Awesome Tapes From Africa sein, die wirklich neuer Musik präsentiert. Ansonsten bekannt für aufregende Neuentdeckungen von bislang eben nur auf Musikkassetten erschienenen Perlen aus allen Ecken des afrikanischen Kontinents, hat [Hailu Mergia](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/2985/hailu-mergia,) von dem auf Awesome Tapes From Africa schon drei Alben erschienen sind, die Songs von »Lala Belu« eigens für diese Veröffentlichung aufgenommen.

Der Musiker, der Anfang der 1980er Jahre von Äthopien in die USA auswanderte und dort sein Geld seither vor allem als Taxifahrer verdient, erlebte dank Brian Shimkowitz, der Awesome Tapes From Africa ursprünglich als Blog ins Leben gerufen hatte, einen zweiten Karrierefrühlung und tourt seitdem weltweit. Oft dabei: Schlagzeuger Tony Buck und Bassist Mike Majkowski, mit denen Hailu Mergia auch die sechs Songs seines neuen Albums aufgenommen hat. Nicht nur ihnen dürfte es geschuldet sein, dass er dabei ganz neue Facetten seines natürlich immer noch auf äthiopischen Traditionen basierenden Sounds entfaltet. Er springt munter zwischen Akkordeon, Orgel, Synthesizer und Klavier hin und her, kombiniert manchmal mehrere dieser Instrumente in einem Song. Und die Spielfreude des Trios ist unverkennbar. Wer mehr vom Gleichen, Alten erwartet hat, Ehrfurcht vor dem eigenen Werk, dürfte enttäuscht sein. Wer etwas über den Stand der Dinge in Swinging Addis erfahren möchte, ebenfalls. Wer einen Musiker bei der Arbeit erleben möchte, der im Lauf der Jahrzehnte nicht stehengeblieben ist, kann hier allerdings viel Spaß haben, auch wenn manches vielleicht ein wenig Reduktion vertragen hätte. In »Yefikir Engurguro«, dem Finale, gibt Mergia dann ganz allein am Piano noch einen berührenden Beleg seiner Schaffenskraft.