Review

Ismo Laakso

Ofelia

Sähkö • 2018

Guckt einer in die Sockenschublade, findet da ein altes Demo, hört sich diese an und befindet die für gut… So oder so ähnlich zumindest muss man sich die Veröffentlichungsgeschichte von »Ofelia« vorstellen. Der finnische Produzent Ismo Laakso möchte dieses Highlight aus dem – mittlerweile 45 Nummern umfassenden – Sähkö-Sublabel Puu also nach über 18 Jahren wiederentdeckt haben. Das ist zu gut um wahr zu sein. Jimi Tenor der immer noch die Schirmherrschaft über das Label hat, muss doch alles aus den Händen gefallen sein. Denn eigentlich klingt hier alles zu ›NOW!‹. Ismo Laakso, der weithin unbekannt ist, legt mit »Ofelia« ein Werk vor, dass Sample, Neo-Klassik(-Andeutungen) und ambienten Techno verbindet, als hätte es damals schon das Web 2.0 oder irgendetwas ähnliches gegeben. New Aesthetic in Kindesfüßen. Dabei knallt man mit dem Opener »Translucent« schon voll rein. Cyborg-Datenvortrag vermengt sich hier mit harten Post-Techno-Beats, wie man sie ganz schmuck auch auf so manchem Avantgarde-Festival in den letzten Jahren hören konnte. Darauf folgen Pizzicato-Streicher einerseits, Björk-a-like Trip-Hop der abgedrehteren Art andererseits. Zwischen diesen beiden Polen, die nur schwer miteinander zu vereinbaren sind, spielt sich ein Großteil der Platte ab. Dazu gesellen sich noch Gitarren, Jungle-Pitches, Stöhner, Familie-Jackson-›Scream‹-Fragmente, Moog-Exotismen und ein noch viel weitreichender Katalog. Die Platte droht aber zu keinem Zeitpunkt, ob der inneren Zerissenheit, zu zerbersten, sondern kann sich auf einem hohen Level der Abstraktion in ein Leben im digitalen Zeitalter einfinden. Damit lässt es sich dann tatsächlich auch anschließen an etwa 20 Jahre alte Werke der Sample-Virtuosen The Avalanches oder vor allen Dingen DJ Shadow. Ein anstrengendes, aber ein ungemein wichtiges Ereignis in Vinylform.