Review

Phaserboys

Phaserboys EP

AIWO • 2018

Die alte Leder- und Montanindustriestadt Mülheim an der Ruhr wappnet sich für das neue Jahrtausend. Bis jetzt war Mülheim vor allen Dingen dafür bekannt, für wenig, außer vielleicht Helge Schneider, bekannt zu sein. Im Vergleich zu den Nachbarstädten ist die Bahnstation, an der wenige Menschen aus- und einsteigen, eigentlich recht lebenswert. Vor allen Dingen die Nähe zur Landeshauptstadt Düsseldorf ist ein infrastrukturell ausgesprochen großer Vorteil. Die eher geringe Distanz führt zu einem vermehrten Austausch und einen Sprössling dieser Allianz darf man mit der »Phaserboys EP« in Händen halten. Aki Aki und Rasputins Debüt auf dem Label AIWO das eh schon in aller Munde ist (siehe unter Giraffi Dog), sollte für noch mehr Hype sorgen. DJ Normal 4, DJ Carrera und LL DJ reiben sich als Labelbosse schon die Hände. Gekonnt manövrieren sich die Jungspunde aus dem Düsseldorfer-Mülheimer-Crew-Gewimmel (zu dem natürlich auch Bufiman aka Wolf Müller gehört) durch die Slalomstangen der fehlenden Abgrenzung gegenüber den Label-und-Clubkollegen. Doch wie eh jeder, der im legendären Salon des Amateur regelmäßig auflegt, hat man es trotz all dem Austausch geschafft eine eigene Sprache zu entwickeln. Bei den Phaserboys hat man ganz genau zugehört, was da so ausgegraben und gediggt wurde in den letzten Jahren. So ist italienische Housemusik aus den frühen Neunzigern die Mutter der EP, Larry Heard der Vater; die DNA-Vermengung ergibt einen Cocktail, der weitaus mehr ist als die Summe der einzelnen Teile. Der Opener »ICE« und auch die A2 »Including No Information« klingen nach frischen BRD-Austria-Late-Disco-Wave-Exotika mit ihrem songhaften Pop-Appeal. Die B-Seite ist da schon eindeutiger geschwängert von den vorher genannten Ahnen, auch eine Relief-Platte oder auch zwei wurde konsumiert, eingeatmet und der Lebensodem aufgenommen. Wenn die Stadt im südlichen Ruhrgebiet nicht aufpasst, dann hat sie demnächst noch ein weiteres Aushängeschild.