Review

Len Leise / Jura Soundsystem – For Adrian/Udaberri Blues

12"

Temples of Jura • 2018

Mit seinem Label Isle Of Jura verdingt sich Kevin Griffiths als kennerischer Perlenrestaurateur für untergegangene oder lange nicht erhältliche Dance-Tunes, die sich wunderbar weird in der historisch-stilistischen Schnittmenge von The Loft und der Paradise Garage, das heißt zwischen verträumtem Transkulturalismus und stolperndem Proto-House verorten. Mit der »Dear Adrian/Udaberri Blues« legt er nun gemeinsam mit dem Neo-Balearen Len Leise die erste zeitgenössische Vinyl 12" auf dem Imprint vor und widmet sich auf dem Sublabel Temples Of Jura einer Traditionslinie, die zuerst in der Neuauflage von Ingleton Falls’ »Champagne In Mozambique« auf dem Mutterschiff gewürdigt wurde. Len Leises »Dear Adrian« adressiert den On-U-Chefchecker Adrian Sherwood mit bauchiger Bassline, stolpernden Rhythmen, 56k-Modem-Fiepsen und anderen Zutaten aus dem erweiterten Bufiman-Universum beziehungsweise dem Neunziger-Dub, den Sherwood fast im Alleingang durchs Hardcore Continuum rettete. Eine schöne, unaufgeregte, nicht aber unbedingt umwerfende Hommage. Mit dem »Udaberri Blues« geht Griffiths unter dem Namen Jura Soundsystem höchstpersönlich auf Sinn-, das heißt Wurzelsuche des Dub-Genres. Das führt ihn über Reggae hin zum Rhythm’n’Blues, der in den 1950er Jahren über schrotte Transistorradios Jamaika erreichte und sorgt für einen funkigen Vibe mit sonnigen Gitarrenlicks. So weit, so Barcadì-Feeling. Schöner noch ist die Dub-Version, die einen rough gesampelten Breakbeat mit stotternden Chords und jede Menge Windspiel in Einklang bringt. Das instrumentelle Acapella dazu gibt es für Interlude-wütige DJs in der sparsamen 2:43-Version in Form des »Space Mix« obendrauf. Ein nicht unbedingt überragender, aber schöner Einstieg in die Gegenwart.