Review

Second Woman – Instant / Apart

12"

Tresor • 2018

Normalerweise, wenn zwei gestandene Musiker sich für ein gemeinsames Projekt zusammentun, dann klingt diese Zusammenkunft wie eine Mischung aus der bekannten Musik des einen oder anderen. Second Woman, das gemeinsame Projekt von Turk Dietrich und Joshua Eustis, klingt weder wie Belong noch wie Telefon Tel Aviv. Diese Neugierde ist erstmal ganz erstaunlich. Auf dem von John Elliott und Peter Rehberg kuratierten Label Spectrum Spools haben Second Woman in den letzten beiden Jahren zwei lange und ein kurzes Release veröffentlicht, dass wilde Footwork-Rhythmen, die hallenden Räume von Dubtechno und ein an Mark Fell studiertes Sounddesign ineinander verkanteten. »Instant / Part«, ihre neueste, beim Berliner Label Tresor erscheinende Vinyl 12", beginnt genau mit diesem kluge Wahnsinn, einem »Instant I« genannten Laborversuch mit Gummimasse. »Instant II« dürfte die Hörerschaft des Labels Tresor dann bereits deutlich weniger abschrecken. Es ist mit durchgehendem Bassschlag und intensiver Hi-Hat-Nutzung ein beinahe klassisch zu nennendes Stück Techno. Es bestimmt den weiteren Verlauf. Mit »Apart I« sind wir endgültig im ehemaligen Heizkraftwerk in der Köpenicker Straße angekommen. Der Sound wird voluminös, viel Bass um nichts, währenddessen die Sonne über der Spree aufgeht. Ich erwache erst als das wilde Denken wieder einsetzt und darf zum Abschluss, »Apart II«, noch ein wenig Kammermusik lauschen, vorgetragen mit, von morschen Dachböden gerettem, beschädigten Instrumentarium.