Mount Kimbie – Unaufdringlich nach vorne

27.06.2011
Foto:Sofie Fatouretchi
Mount Kimbie haben Dubstep revolutioniert, dem Ganzen einen neuen Dreh gegeben und gleich mit ihrem ersten Album einen Meilenstein gesetzt. Valentin Menedetter setzte sich mit ihnen zusammen und lässt die letzten Jahre Revue passieren.

Mount Kimbie haben Dubstep revolutioniert, dem Ganzen einen neuen Dreh gegeben und gleich mit ihrem ersten Album Crooks and Lovers einen Meilenstein gesetzt. Ihre Inspiration lag in klassischen Dubstep-Platten und der Szene, in der sie verwurzelt sind. Im Jahr 2008 kamen sie zusammen, um Musik zu machen und zu experimentieren. Nach kurzer Zeit war klar, dass die Jungs aus dem Osten Londons da etwas Neues hatten, als der Hotflush-Eigner Paul Rose alias Scuba anklopfte und sie unter Vertrag nahm. In diesen Tagen erscheint auch mit der Carbonated EP ein neuer Release der zwei Briten. Die beiden haben zudem eine faszinierende Live-Show zusammengestellt, die einem die akustische Kraft der Musik von Dominic Maker und Kai Campos sehr gut vermittelt. Valentin Menedetter setzte sich mit ihnen nach einer Show zusammen.

Ihr arbeitet seit 2008 zusammen. Wann kam der Zeitpunkt, das ihr euch dazu entschieden habt, ernsthaft Musik zu machen?
Kai Campos: Ich glaube, das war recht früh, das war auch eines der Dinge, die sehr motivierend für mich waren. Zuallererst hatte ich mich dazu entschieden, nicht mehr auf die Uni zu gehen und die Musik ernsthaft zu betreiben. Ich hatte einen Punkt erreicht an dem ich der Meinung war, dass ich etwas riskieren und einfach durchziehen müsste.

Wie kam es dazu, dass ihr beide begonnen habt, miteinander Musik zu machen?
Dominic Maker: Meine Erinnerung geht nicht wirklich so weit zurück (lacht). Ich glaube das erste war, dass Kai meinen Gesang auf einem der Tracks verwenden wollte, die er zu dieser Zeit machte – soweit ich mich erinnere, haben wir es nicht geschafft, den jemals fertig zu stellen. Anfangs haben wir uns immer betrunken und er versuchte mich zum Singen zu bringen (lacht). Mit der Zeit brachte mir Kai Fruity Loops, das Programm mit dem er Musik machte, näher. Wir hingen also miteinander ab, haben musiziert und mit dem Programm herumgespielt. Dann entschieden wir uns ein Projekt daraus zu machen und da sind wir heute.

»Ich möchte das gerne zurückhaben und ein wenig mehr filtern, was wir machen und wie unser Image als Künstler in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Keiner von uns beiden ist aufdringlich, wir reden nicht andauernd darüber. Es ist ein Widerspruch in sich, wenn wir hunderte Interviews geben.«

Dominic Maker
Welche Musik verband euch damals?
Kai Campos: Es war fast ausschließlich Dubstep. Wir haben beide ständig über Musik gesprochen, haben uns Links geschickt zu Platten, die gerade auf Boomkat herauskamen. Wir begeisterten uns beide für die gleichen Sachen und das waren, wie gesagt, hauptsächlich Dubstep-Scheiben.

Einige Leute behaupten, ihr habt die zweite Welle des Dubstep mit dem Release Crooks and Lovers ausgelöst. Könnt ihr das nachvollziehen?
Dominic Maker: Ich kann das nicht wirklich als Faktum begreifen. Ich hatte einfach die Nase voll von diesem Sound. Es war einfach zu verbraucht und gesättigt. Es war eine wichtige Zeit, in der wir einfach mal ausprobierten und experimentierten. Es kam schlicht aus der Naivität, die wir gegenüber dieser Musik hatten. Es war keine bewusste Entscheidung davon wegzugehen und zu versuchen anders zu sein. Es war einfach eine natürliche Reaktion. Paul Rose hat uns dann bei Hotflush unter Vertrag genommen, obwohl das Label sehr Dubstep orientiert war. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass er uns damals, ausgehend von den Dingen die wir ihm geschickt hatten, unter Vertrag nahm. Es ist toll, dass Leute das so sehen, aber ich bin damit nicht unbedingt einverstanden.

Wenn ihr an die Zeit zurück denkt, als ihr miteinander »gejammt« habt… Gab es da eine Veränderung im Sound über die Zeit – der Sound für den ihr jetzt bekannt seid?
Kai Campos: Ja. Das spannendste für uns war, wenn wir einen neuen Song begannen. Wir haben das immer separat voneinander gemacht. Dann sind wir zusammen gekommen und haben einander gezeigt, wo wir gerade stehen und was wir gemacht haben. Das Beste ist für uns, wenn einer etwas spielen möchte und der andere ist total geschockt davon. Es gibt einen Haufen Faktoren, die dazu beitrugen, dass dich der Sound verändert hat. Ich habe das Gefühl, dass die erste Veröffentlichung noch eine wilde Palette an Sound war – das sind wir, die versuchen alle Styles unter einen Hut zu bringen. Das Album war dann viel kontrollierter, in dem Sinne, dass wir eine Tracklist machten und uns fragten, was als Album funktionieren würde. Das hatten wir bis dahin nicht gemacht.

Crooks And Lovers hat viel Aufmerksamkeit bekommen – die Medien bezeichneten es als ein bahnbrechendes Album. Hat das eure Sicht auf die Industrie und die Musik die ihr macht verändert?
Dominic Maker: Es löst bei mir das Gefühl aus, dass ich mehr entfernt sein möchte von den Musikmedien. Wir haben darüber vorhin gesprochen. Ich habe das Bedürfnis ein wenig kürzer zu treten und nicht zu sehr diesem Ding verhaftet zu sein. Lob zu bekommen, ist eine großartige Sache, als wir begannen waren wir von allen Dingen begeistert. Wenn wir im Radio gespielt wurden, haben wir gleich eingeschaltet und es war eine große Sache. Im Laufe der Zeit entwickelt man eine gewisse Immunität dagegen und vergisst wie wunderbar diese Momente sind. Ich möchte das gerne zurückhaben und ein wenig mehr filtern, was wir machen und wie unser Image als Künstler in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Keiner von uns beiden ist aufdringlich, wir reden nicht andauernd darüber. Es ist ein Widerspruch in sich, wenn wir hunderte Interviews geben. Ich will einfach ein wenig kürzer treten.