Akalepse of Truth & Soul – »Aus Liebe zur Sache«

04.11.2011
Foto:Valentin Menedetter
Truth & Soul Records ist die Heimat von Lee Fields and The Expressions, El Michels Affair und Bronx River Parkway. Zu diesem kreativen Kreis gehört als A&R auch der Plattensammler und DJ Akalepse. Valentin Menedetter traf ihn zum Gespräch.

Truth & Soul ist das Label, für das man sich entscheidet, wenn es um Funk, Soul und Artverwandtes geht. Heimat vieler Musiker wie Lee Fields and The Expressions, El Michels Affair und Bronx River Parkway. Die Aufnahmetechnik fokussiert auf Vintage Sound – das bevorzugte Medium ist Vinyl – 45er Singles sind das Markenzeichen des Labels. Das Label hat eine lange Vergangenheit im Funk und Soul – sein Ursprung ist das von Philippe Lehman gegründete Desco Label. Weltweite Aufmerksamkeit bekam das Label durch die Veröffentlichung von Lee Fields My World. Valentin Menedetter traf den Label Manager und A&R DJ Akalepse zum Gespräch.

Wie hat eigentlich alles begonnen bei Truth & Soul?
Akalepse: Das ist eine lange Geschichte: Es gab zunächst Desco Records, Philippe (Lehman) war einer der Typen dahinter. Man trennte sich und Phil gründete Soul Fire. Eines Tages wollte er nicht mehr weitermachen und gab es an Jeff und Leon weiter. Sie benannten es um und machten Truth & Soul daraus. Also ist es in Wirklichkeit eine Fortsetzung des Labels Desco, zwei Labels später.

Truth & Soul produziert auch für Künstler, die nicht auf dem Label sind…
Akalepse: Das ist genau die Sache: Truth and Soul, das sind zwei Dinge. Es ist ein Produktionsteam und ein Plattenlabel – es sind zwei Gebilde. Für das Produktionsteam gibt es einen Manager, der Jobs an Land zieht. Leon und Jeff machen dann Writing Sessions oder produzieren die Alben anderer Leute. Sie haben das gesamte Album von Aloe Blacc produziert. Sie haben haben Iggy Pop gemacht und einen Song für Adele, für ihr erstes Album, Remixe für Amy Winehouse und so weiter.

Audio: Lee Field’s Honey Dove Wie bist du bei Truth & Soul gelandet?
Akalepse: Jeff ist ein großer Plattensammler. Es gab diese eine 45er Single von Lee Fields, Honey Dove, und ich spielte sie die ganze Zeit. Ich wollte sie auf Platte finden und fragte Jeff, ob er sie hatte. Ich traf ihn auf einer Plattenbörse. Er sagte mir, ich sollte ins Studio kommen und mir eine abholen – der Rest ist Geschichte.

Wie lange arbeitest du bereits für Truth and Soul?
Akalepse: Ich bin seit vier Jahren dabei.

Was beinhaltet deine Arbeit?
Akalepse: Als Label Manager und A&R kümmere ich mich um alle Dinge, die den täglichen Ablauf betreffen. Ein großer Teil ist auch Projekte zu finden, die Jeff und Leon dann produzieren. Wenn ich einen guten Künstler finde, bringe ich ihn zum Label.

»Viele Leute wissen nicht was Truth & Soul ist. Viele Leute verwechseln uns mit Daptone und glauben, es sei das gleiche.«

Akalepse
Eines der Projekte ist Lee Fields mit seiner Band – das Album hat sich gut verkauft, hat das etwas für euch verändert?
Akalepse: Ja, jede Erfolgsgeschichte stärkt den Namen… die Platte ist super! Wir haben sehr viel positive Resonanz bekommen. Viele Leute wissen nicht was Truth & Soul ist. Viele Leute verwechseln uns mit Daptone und glauben, es sei das gleiche. Aber es ist auch mein Job, das in Zukunft zu ändern. Es wird einiges veröffentlicht werden – eine weitere Platte von Lee Fields und eine, von einer Band, die man noch nicht kennt, weil wir sie zusammengestellt haben.

Neben deiner Arbeit bei Truth & Soul bist du seit langem auch DJ, machst Parties mit Rich Medina und vielen anderen. Wie lange machst du das schon?
Akalepse: Verdammt ich werde alt. Ich lege wahrscheinlich seit 17 Jahren auf…

Was hat sich verändert, seit den Anfangstagen, ich meine all diese Veränderungen durch Serato…
Akalepse: Ich kann mich glücklich schätzen, weil ich in einer Zeit aufgewachsen bin als es noch nicht so war. Nicht einmal Serato oder so. Du musstest dope sein, sonst hätte es nicht funktioniert. Ich weiß nicht ob das Sinn macht. Es ist eine große Frage. (lacht)

Um es anders auszudrücken, was hat dich daran fasziniert?
Akalepse: Ich war total auf Musik fixiert; ich hörte ständig New York Great Radio und Hip Hop war aufregend, es traf sich alles gut.

Also war es Hip Hop, der dich zum DJing brachte?
Akalepse: Wir waren damals Kinder, 14 Jahre alt, rappten und reimten, legten Platten auf… Ich und meine Freunde hatten eine Gruppe. Ich hatte keine Residency in einem Nachtlokal in den ersten neun Jahren. Ich habe neun Jahre gespielt bis ich es zum ersten Mal versuchte, so war das früher. Ich machte es nur aus der Liebe zur Sache…

Du hast auch für Groove Attack gearbeitet…
Akalepse: Ja, das ist lange Zeit her…

Also kanntest du das Musik Business von beiden Seiten…
Akalepse: Ja, weil Auflegen war auch eine große Sache, wenn es um Mixtapes ging. Zuerst waren es Kassetten und das ist fast wie ein kleines Label – du produzierst und vertreibst eine Aufnahme, also kannte ich mich damit aus. Und dann kam der Job bei Groove Attack, es war mehr wie ein bezahltes Praktikum. Es war Teilzeit, aber es war dope, wirklich coole Leute. Zu der Zeit kam auf Groove Attack gutes Zeug raus. Die J-88 Platte ist auf Groove Attack.

Wie bist du zu Groove Attack gekommen?
Akalepse: Eine Sache war, dass man zu dieser Zeit noch zu Labels gehen konnte, um seine Promos zu bekommen. Du musstest erklären, was du machst, du musstest sie davon überzeugen, dass du dope genug warst Promos zu bekommen, so etwas in der Art… So bekam ich sie, also war ich dort, um welche zu holen. Kareem und ich unterhielten uns und eins führte zum anderen.

Audio: El Michels Affair’s Shimmy Shimmy Ya

Du machst gemeinsam mit Rich Medina eine Party die »Props« heißt. Davor war es »Little Ricky’s«…
Akalepse: Wir legten beide lange Zeit im APT auf. Rich war schon lange vor mir da. Das erste Mal als ich dorthin ging, das war ein Mittwoch und es war Rich’s Geburtstag. Ich erinnere mich ganz genau daran. Ich hatte ihm ein Mixtape geschickt, aber als wir uns das erste Mal sahen, kannten wir uns nicht und ich war einfach nur hin und weg von seinem Set. Das war eine verrückte Nacht, eine Nacht, die mich beeinflusst hat, da reinzugehen und Rich spielen zu sehen. Später begann ich mittwochs zu spielen – und da war Rich, wir kannten einander nicht, wir begannen uns wirklich gut zu verstehen. Rich war der, der daran dachte, dem ganzen einen gewissen Wert beizumessen. Ich dachte nie, dass es unsere Party war – Rich schon. Er erkannte den Wert der ganzen Sache.