Waxpoetics – 10 Jahre, 50 Ausgaben

23.04.2012
Foto:Wax Poetics
Zehn Jahre und 50 Ausgaben hat die Waxpoetics nun schon auf dem Buckel. Dabei hat sie sich in dieser Zeit zu einer Institution im Schreiben über Hip Hop, Jazz, Funk und Soul entwickelt. Wir sprachen mit Chefredakteur Andre Torres.

Seit seiner Gründung im Jahre 2001 ist Waxpoetics sukzessive zu einem angesehenen und kompromisslosen Magazin herangewachsen. Im Hip Hop verwurzelt, versucht die Zeitschrift die Kultur der »afrikanischen Diaspora« zu dokumentieren. Das zehnjährige Jubiläum manifestiert einen bedeutenden Wendepunkt, der die nächsten Dekaden im gnadenlosen Medienbusiness sichern soll. Themenvorschlägen aus der ganzen Welt ereilen Andre Torres, den Chef-Redakteur und Mitbegründer des Magazins, doch er entscheidet nach eingehender Überlegung dann doch stets nach dem Bauchgefühl. Wax Poetics stellt gnadenlos die Fragen, die Musikliebhaber fragen würden und die (oft bereits vergessene) Künstler trotzdem kaum oder nie gefragt werden. In seinen Wohlfühl-Schlappen telefonierend, skizzierte der energische Torres was die Zukunft bringen könnte.

Auf ins kalte Wasser: Erzähl uns von Ausgabe Nummer 50!«
Andre Torres: Die neue Ausgabe konzentriert sich auf etwas ganz Besonderes, an dem wir lange gearbeitet haben: Prince. Eine Reihe guter Texte zu diesem Themenfeld haben wir z.B. von Questlove oder Alan Leeds erhalten. Außerdem sind noch Texte über junge Künstler, die sich perfekt in das Prince-Universum eingefügt haben, darin enthalten. Wie gewohnt haben wir versucht verschiedene Sichtweisen zusammenzubringen, um so neuen Einsichten zu gewinnen, die wir bei einem typischen Künstler-Interview niemals bekommen würden. Fünfzig Ausgaben sind eine verdammt starke Leistung, gerade hinsichtlich der Tatsache, dass wir immer noch drucken lassen. Von nun an bringen wir die Sache am Zeitungsstand auf die nächste Ebene: Die Leute wissen nicht, wer The Meters sind. Prince hingegen kennt jeder und so werden die Leute die Kioske plündern.

Mach die Leute doch noch ein bisschen heißer auf die Text über Prince.
Andre Torres: Alan Leeds, ehemaliger Tour-Manager von James Brown oder Prince, schreibt den Hauptartikel, der uns durch die Zeit führt, als Prince gerade durch die Decke ging. Dabei wird die Geschichte gleichzeitig von Leeds und seiner Freundin erzählt: Sie betrachtet das Ganze sehr unerfahren und er bietet eine Art grauhaarige Veteranen-Perspektive, was insgesamt zu einem faszinierenden Blick hinter die Kulissen führt.

»Fünfzig Ausgaben sind eine verdammt starke Leistung, gerade hinsichtlich der Tatsache, dass wir immer noch drucken lassen.«

Andre Torres
Was ändert sich mit der aktuellen Ausgabe?
Andre Torres: Es wird ein ausgewogeneres Verhältnis von alten und neuen Künstlern geben. Einige der Alten bekommen vielleicht nie wieder die Chance zu einem Artikel – wenn deren Geschichte neun bis zehn Seiten benötigt, dann muss das eben sein; allgemein jedoch soll das Magazin straffer und erwachsener werden! Ich habe unser altes Logo immer gehasst, weil die Leute »Wax Poetics« ständig falsch gelesen und dann auch falsch geschrieben haben. Nummer 50 bedeutet für mich einen enormen Wendepunkt, der das Ende einen alten und die Geburt einer neuen Ära markiert. Das Heft sieht super aus!

Was sind genau die Neuerungen im Erscheinungsbild?
Andre Torres: Die neue Aufmachung wird euch am Zeitungstand förmlich anschreien: Glanz-Cover, neues Papier, neues Logo und neues Format. Wegen all unserer anderen Projekte veröffentlichen wir ab 2012 wieder quartalsweise.

Euer Label und die anderen Projekte (z.B. Bücher und Events) sind ja Teil eurer Mischkalkulation, die das Magazin am Leben erhält: Welche Entwicklungen zeichnen sich dort ab?
Andre Torres: Wir haben vor kurzem unseren Download-Store geschlossen, weil das Model des Runterladens und Besitzens von MP3s veraltet ist. Als wir die Fallstricke dieser Welt begriffen, war uns klar, dass das Ganze nur eine Übergangslösung sein würde. Wir haben versucht den finanziellen Schaden zu begrenzen und uns dann verabschiedet. Wir wollten unsere Aufmerksamkeit lieber auf das Signen neuer Künstler konzentrieren.