Lazer Sword – Kaum wiederzuerkennen

21.05.2012
Foto:Patrick Cavaleiro
Lazer Sword haben ein zweites Album aufgenommen. Kein leichtes Unterfangen für Lando Kal und Low Limit aus San Francisco, wohnt der eine doch inzwischen in Berlin, der andere in Los Angeles. Der Musik hat’s nicht geschadet.

Es waren außergewöhnliche Umstände, unter denen das neue Album von Lazer Sword entstanden ist. Bryant Rutledge (aka Low Limit) wohnt in Los Angeles, sein Partner Antaeus Lando Roy (aka Lando Kal) in Berlin. Die Musik entsteht seit dem getrennten Wegzug aus San Francisco vor zwei Jahren fast ausschließlich hinter dem Rechner. Die zwei Freunde sehen sich selten, weshalb jedes Treffen auch ein »breath of fresh air« ist, wie Lando Kal es bezeichnet – als würde es der Freundschaft neues Leben einhauchen. Doch zufriedenstellend ist die Situation nicht. Erstmals kreuzten sich die Wege der beiden vor sieben Jahren, in einem Plattenladen in San Francisco. Lando Kal hatte dort in einigen gearbeitet und in einem lernte er eben den Geschmack eines regelmäßigen Kunden und späteren musikalischen Partners Low Limit kennen. Vom Fleck weg verabredete man sich zum Musikmachen, später wohnten die beiden zusammen und waren sogar Arbeitskollegen, schrieben sie beide doch für das XLR8R-Magazin.
Und nun also Monkeytown: In einer komplett neuen Situation wurde das Album in weniger als zwei Monaten aufgenommen. Das selbstbetitelte Debüt von 2010 war eine Ansammlung von Songs, die beide in den vorhergehenden zwei Jahren gebastelt hatten, also heute schon bis zu vier Jahre alt sind. Kein Wunder also, dass man nicht mehr den 8-Bit-geschwängerten, wuchtigen Bleep-Hop zu hören bekommt, den es einstmals auf die Ohren gab: »Du bist auf jeden Fall nicht allein mit deinem Gefühl, dass man uns kaum wiedererkennt«, erklärt Low Limit, »aber wir haben schon immer an unserem Sound gearbeitet, und diesen immer wieder verändert. Zuletzt fanden wir auch andere Sachen gut, und dadurch, dass wir die Platte in viel kürzerer Zeit fertiggestellt haben, sind diese Einflüsse viel komprimierter auf dem Album wiederzufinden. So ist ›Memory›, gerade im Vergleich zum Debüt, ein kohäsives Album geworden.« Als Einflüsse nennt Low Limit zwar einerseits Detroit und Chicago, doch auch Lando Kals Aufenthalt in Berlin ging nicht spurlos an ihm vorbei: »Ich finde dass man auf der Platte definitiv auch ein bisschen Berlin und die hier präsenten Musikrichtungen herausschmecken kann.« Lazer Sword hat sich musikalisch deutlich entfernt vom protzenden Hip Hop (der eine gewisse Ironie nie verbergen wollte) und hat durch neue Freunde wie Travis Stewart (aka Machinedrum) oder Jimmy Edgar, die beide auf dem Album vertreten sind, eine kühlere und technoidere Haltung angenommen – vom Sound ist der Spaß dem Ernst gewichen.

»Du bist auf jeden Fall nicht allein mit deinem Gefühl, dass man uns kaum wiedererkennt.«

Low Limit
Mit Erinnerungen hat ihr neues Werk »Memory« unterdessen nicht besonders viel zu tun, wenn man sie zu ihren frühesten musikalischen Erinnerungen befragt. Lando Kal war als Elfjähriger in einem Schul-Jazz-Orchester am Schlagzeug, aber aus einer besonders musikalischen Familie stamme er nicht. Durch den Vater lernte er Funk und Elektronisches kennen – beim rituellen »House-Cleaning-Day« an den Wochenenden drehte dieser gerne Ohio Players, Earth Wind & Fire oder Cameo auf. Der damals noch eher auf R’n’B fixierte Lando Kal konnte erst wenig mit der Musik anfangen, wuchs aber hinein.
Ähnlich desinteressiert ist der Vater von Low Limit, der in einer in Südkalifornien halbwegs bekannten Rockband spielte. So wuchs der Musikersohn umgeben von Gitarren, Mehrspurrekordern und Platten von Rush, The Police oder Sting auf. Dennoch ist der rockende Papi stolz auf seinen Sohn, dem er bis heute Instrumente vermacht, für die er selbst keine Verwendung mehr hat. Low Limits Interesse an Gitarren & Co. blieb zwar immer begrenzt, doch eines Tages fiel ihm ein 4-Spur-Rekorder in die Hände. Zusammen mit dem damals frisch angeschafften Turntable lernte er bald erste Loops aufzunehmen und Samples zu schneiden – es eröffnete sich ihm nach eigener Aussage eine ganz neue Welt.
Veränderung ist ein wichtiges Thema bei Lazer Sword, jedoch nicht nur auf musikalischer Ebene, sondern auch in der Produktion. Wie bereits anfangs angemerkt ist die Situation nicht zufriedenstellend. Lando Kal bringt es auf den Punkt: »Wie wir zusammenarbeiten ist nicht der gewöhnliche Weg zum Musik machen. Aber jedes Mal, wenn Bryant am Start ist, versuchen wir Sachen direkt live auszuprobieren und gemeinsam zu jammen, einfach auch um auf neue Ideen zu kommen. Doch dann entsteht die Musik doch hinter den Rechnern, was schade ist. Vielleicht wäre es ja eine gute Idee, sich für das kommende Album etwas mehr Zeit zu nehmen und eine Live-Jam-Session-Platte rauszubringen.«