Gonjasufi – Live am 26.6. im K4 in Nürnberg

30.06.2012
Foto:Björn Bischoff
Gonjasufi zu Gast im Nurnberger K4. Das Konzert des voller Leidenschaft, Wut und Energie trotzenden Kaliforniers ist keine Show, sondern Herzblut. Und das spürt jeder. Ein Bericht.

Jegliche bemühten Ankündigungen, die irgendwas von Yogi und grünem Tee salbaderten, ließ Gonjasufi in ihren leeren Worten implodieren. Der Typ ist an diesem Abend im K4 der Meister der Zeremonie – jede seiner Bewegungen angefüllt mit Leidenschaft, Wut und Energie. Bis zur hinteren Wand stehen die Menschen in dem kleinen Raum mit der kleineren Bühne. Aus dem anfänglichen Schwelbrand entfesselt Gonjasufi eine Kraft, die kaum jemand so rüberbringt.
Aus »Ancestors« wird ein pumpendes Tier, das den Beat aus seinem Innersten holt. Dazu dieses Männlein mit den Dreads, das springt, wirbelt, tanzt, klettert und singt, rappt, spricht und zürnt. Langsam klingelt es da auch im Hinterstübchen: »Eines der besten Konzerte in Deinem kleinen Leben.« Eindringlicher als »She Gone« kann kaum jemand einen Track vortragen als Gonjasufi. Mit Halluzination und Meditation hat das alles wenig zu schaffen – bewusstseinserweiternd ist der Abend trotzdem. Ganesha steht bei Gonjasufi direkt neben GZA und so nicken die Köpfchen artig bei jedem Track mit, den der Meister ansetzt.
Alleine »Sheep« öffnet mit seiner psychedelischen Melodie sämtliche Himmel. Alles fließt dabei einfach ineinander, Pausen gibt es kaum. Jedem verdreht der Gig mehr und mehr die Sinne. In manchen Momenten hätte Gonjasufi auch die Bühne abreißen können, so sehr treibt es ihn rastlos über die Bretter. Unterstützung gibt es von drei Jungs, die vor Knöpfen und Laptops stehen. Der große muskulöse Kerl von ihnen entpuppt sich mehr und mehr als Sidekick, bittet eine Dame zum Tanz auf die Bühne, klatscht Hände ab.
Der Geist von HipHop? Klar – der Sound ist bei Gonjasufi aber noch mindestens mit Dub, Elektronik, Blues, Jazz und Soul verknüpft. Doch das ergibt alles Sinn, die Dinge fügen sich zusammen. Dieses Konzert ist keine Show, sondern Herzblut. Und das spürt jeder. »Nikels and Dimes« gibt dann vielleicht das wirkliche Erweckungserlebnis für den Abend. Kurz danach brennt die Luft, die Augen sind groß und zahlreiche Hirne hat Gonjasufi damit auf Astralreise im Rhythmus geschickt. Ähnliche Dinge haben Menschen vielleicht nur bei Coltrane oder Davis in den Sechzigern gespürt.
Irgendwann kurz nach Mitternacht verabschiedet sich Gonjasufi mit »Holidays« und »Kowboyz&Indians« als Zugabe. Noch einmal kanalisieren sich alle irdischen und spirituellen Kräfte, die an diesem Abend am Werk sind. Das Erstaunen über diesen Mann ist da längst einem seligen Lächeln in den verschwitzten Gesichtern gewichen. Während der Meister von der Bühne verschwindet, bleibt der Sound noch einen Moment in der Atmosphäre hängen, bevor dann die Séance endet. Nach jedem Konzert geht irgendwann das Licht an – bei den besten eins im Kopf.