DJ Qbert – Turntable Diaries #1

11.10.2013
In diesem Jahr feierte die DMC World DJ Championships ihren 30. Geburtstag. Aus diesem Anlass stellen wir euch in den nächsten Wochen einige Turntablists vor. Den Anfang macht: DJ Qbert

In diesem Jahr feierte die DMC World DJ Championships ihren 30. Geburtstag. Aus diesem Anlass sprachen wir mit ausgewählten Gewinnern der letzten drei Jahrzehnte über die Geschichte des DJing und ihren Blick darauf. In den nächsten Wochen stellen wir Euch nun einige Turntablists vor. Den Anfang macht: DJ Qbert – World Champion 1992 (als Rocksteady DJs with Apollo & Mix Master Mike), World Champion 1993 (als Dream Team with Mix Master Mike) und einer der bekanntesten Djs überhaupt.

Wann hast du mit dem Turntablism angefangen?
DJ QBert: 1985.

Bist du immer noch aktiv? Und verdienst du damit deine Brötchen?
DJ QBert: Ich bin immer am trainieren. Mein Album ist fast fertig. Ich habe sogar “eine Online-Schule”:www.qbertskratchuniversity.com. Vor kurzem habe ich auch ein paar Scratches für den neuen Dreamworks-Film »Turbo« gemacht. Und ein neuer Mixer kommt raus: der TR-1s Mixer! So viele Sachen zu tun. Du findest alles auf “meiner Webseite”:http:www.djqbert.com.

Was hat dich all die Jahre dran bleiben lassen?
DJ QBert: Man kann das mit einem Kungfu-Meister oder Jazzmusiker vergleichen. Man möchte immer besser werden und Neues entdecken.

Wie schaut deine Lieblingsroutine aus?
DJ QBert: Ich liebe es, neue Routines oder Sachen von meinem neuen Album zu performen. Und ich liebe das Gefühl, wenn ich nach Stunden des Übens in den Routines immer flüssiger werde.

Wie entwickelst du eine Routine?
DJ QBert: Normalerweise entstehen die Ideen in Tagträumen, Träumen oder einfach durch Brainstorming. Es beginnt mit dem Bewusstsein, dass alles möglich ist. Es ist bereits da, du musst nur supertief in deiner Seele graben und es herausziehen.

Ist der Ansatz bei DJ-Teams anders als solo?
DJ QBert: Ja, es ist echte Teamarbeit. Wir teilen unsere Ideen miteinander, verständigen uns auf den besten Sound fürs Publikum und was wir wollen. Normalerweise arbeiten wir an einem Teilabschnitt zu einer gegebenen Zeit. Einfach zu jammen hilft auch. Und natürlich muss jeder seine Hausaufgaben machen, bevor wir uns zusammensetzen – also Sounds suchen, Kompositionsideen mitbringen etc.

Wenn der Scratcher es schafft, seine Cuts um die gerade Linie tanzen zu lassen und mit all den seltsamen Rhythmen abseits der mathematischen Kartierung zu spielen, dann öffnet sich eine Welt.

DJ Qbert
Wie würdest du deine grundsätzliche Philosophie des Turntablism beschreiben?
DJ QBert: Ich liebe es, einen guten Flow, eine einzigartige Kadenz, eine verrückte Wendung, neue Techniken, süße Melodien oder ein komponiertes Scratch-Pattern zu hören. All diese funky Musiktheorie. Aber es muss auch den spirituellen Aspekt beinhalten, damit die musikalische Ausformulierung eine andere Welt eröffnet – wenn der Scratcher es schafft, seine Cuts um die gerade Linie tanzen zu lassen und mit all den seltsamen Rhythmen abseits der mathematischen Kartierung zu spielen. Kurz, ich mag es, wenn ich die Magie Gottes durch all das fließen höre. Wir alle sind dazu fähig, denn wir sind alle eins.

Wie bereitest du dich auf Battles vor? Und wie fühlst du dich bei Battles?
DJ QBert: Übe wie ein Verrückter und studiere deine Gegner wie ein Boxer. Dann mache etwas, das ihnen einen Schritt voraus ist und gehe von dort weiter. Nutze deine Fantasie, um ganz weit draußen zu sein. Dann kreiere die Routine, die deinen Gegner zerschmettern wird. Gehe immer weiter, steige immer höher – auch nach dem Battle-Sieg.

Wie war dein erster Battle?
DJ QBert: Ich verlor. Ich lernte daraus und wurde immer besser. Dann verlor ich weitere Battles und lernte noch mehr. Mit jedem Lernschritt bewegte ich mich vorwärts. All die Niederlagen waren Gewinne, wenn du sie als Unterrichtsstunden verstehst.

Wie hat sich dann der DMC World Champion Titel angefühlt?
DJ QBert: Das erste Mal DMC 1991 verlief für mich folgendermaßen: Anfangs sah ich es einfach als Training, um meine Skills zu verbessern. Mir war egal, ob ich verlieren oder gewinnen würde. Damit wurde ich Bay Area Champion. Als nächstes ging es zum West Coast DMC Battle. Noch immer war mir der Trainingsaspekt wichtiger als das gewinnen. Auch hier gewann ich. Genauso lief es nachfolgend mit der USA DMC. Ich trainierte einfach und wer gewann, war mir egal. Überraschenderweise gewann ich auch hier. Dann ging es als USA Champion zum DMC World Champion Vorausscheid – und ich gewann auch hier. Am nächsten Tag stand ich im Finale. Und meine Einstellung veränderte sich. Ich wurde arrogant und dachte, ich müsste nicht mehr trainieren. Ich hätte das Ding ja schon im Kasten. Ich verlor dieses Jahr und wurde Zweiter. Das hat mich v.a. eines gelehrt: Demut und Respekt vor der Kunst. Ich bin nicht hier, um ein Star zu sein. Ich bin hier, um den Menschen meine Kreationen zu schenken, in die ich alles von mir hineingesteckt habe. Von da an, habe ich diese Einstellung der Demut beibehalten. Zusammen mit meinen Teammitgliedern Mix Master Mike und DJ Apollo wurde ich 1992 bis 1994 World Champion.

Deine Top 3 Turntablism Platten?
DJ QBert: Skratchy Seal: Superseal, Skratchy Seal’s »Superseal in the 4th Dimension« Psychedelic Skratch Bastards: Battle Breaks