Review

Driftmachine

Shunter

Umor Rex • 2018

Still not loving Modular-Synthese? Denn als wäre die penetrante Arroganz der Backenbart-Boys und Schneidersladen-Junkies nicht schon genug, können die zumeist besser über Oszillatoren palavern als wirklich Spannendes aus ihnen herauszuquetschen. Anders Driftmachine, das gemeinsame Projekt von Andreas Gerth und Florian, bei dem das Mucker- und Mackertum der Modular-Szene keinen Platz eingeräumt bekommen. Denn der Raum wird schließlich schon davon eingenommen, was auf »Shunter«, dem mittlerweile vierten Album des Berliner Duos in nur vier Jahren, passiert. Und das ist viel. Schon der Opener »Shift I« beginnt den vierteiligen Zyklus auf der A-Seite der Platte mit Tönen, die zuerst nach einer übellaunigen Demo aus den GRM-Studios klingt und dann in einen – zugegebenermaßen nicht minder übellaunigen – Dubstep-artigen Groove übergeht. Musik für Menschen, die direkt aus dem Club zur Arbeit gehen und darauf keinen Bock haben. Die vier »Shift«-Stücke werden aber nach und nach abstraker, beatloser, geräuschiger und ziehen ihre Inspiration zwar aus dem Dub, saugen dem aber das Blut aus. Die Anfangsenergie fällt graduell in sich zusammen und wird erst auf der Flipside wieder langsam aufgepäppelt. »Blind Signal Box« pochert wie ein Katerkopfschmerz, »Congé« reibt intensive Klangflächen aneinander und mit dem elfeinhalbminütigen »The Plans Were Never Accomplished« gelingt dann eine Art Hybrid aus Tangerine Dream-Storytelling, dystopischem Techno und der fledderigen Sprunghaftigkeit dessen, was heutzutage als Deconstructed Club Music bezeichnet wird. »Shunter« endet parallel zum Titel des Albumfinales auf ähnliche Art, wie es begonnen hat und beweist damit, dass Driftmachine nicht nur gern Hand an die Maschinen legen, sondern auch ihr Handwerk verstanden haben: Selten gelingt auf Modular-Synthesizern produzierte Musik auf Albumlänge dermaßen dramaturgisch ausgefeilt.


»Shunter« von Driftmachine findest du bei HHV: LP