Review

Interpol

Marauder

Matador • 2018

Vier Anzüge und die Musikmagazine gingen steil: Interpol erhielten Anfang der 2000er Jahre für ihr Debüt »Turn On The Bright Lights« alle Liebe der urbanen Indie-Hörer, die sich von Leipzig nach New York träumten. Vergleiche mit Joy Division oder The Chameleons inklusive. Was folgte? Kein Album, das jemals wieder an das Debüt heranreichte, und der Ausstieg von Bassist Dave Pajo vor sieben Jahren, was eine deutliche Lücke im sonst so typischen Sound hinterließ. Mit »Marauder« liegt nun das sechste Studioalbum von Interpol vor. Vor allem die dichte Atmosphäre der dreizehn Songs schiebt diese Platte noch in den guten Bereich. Denn ansonsten steht taumeln die Gitarren eher orientierungslos durch die verschiedenen Stücke, in »Number 10« schält sich keine Melodie heraus, obwohl alles immer wieder Anlauf hierfür nimmt. »The Rover« gibt am ehesten noch eine Ahnung, welche Energie Interpol einst entfesseln konnten. Doch selbst da bleibt der Rhythmus so uninspiriert, so langweilig hinten der Gitarre zurück, dass sich nichts ins Gedächtnis einbrennen mag. »Marauder« bewegt sich weder fort noch erkundet es einen bestimmten Sound, eine bestimmte Idee. Aber: Braucht es denn eine Neuerfindung? Braucht es Innovation in den Songs von Interpol? All diese Fragen mag jeder Hörer mit sich selbst ausmachen. Nur steht darüber vielmehr die Frage: Wozu sich dem halbgaren Album zuwenden, wenn das Debüt über allen anderen Platten in der Diskographie steht? Nur das Versprechen, dieser dunkle, düstere Traum von Rock’n’Roll erfüllte sich nicht – bis heute. Daran ändert auch »Marauder« nichts.