Review

Jlin

Autobiography

Planet µ • 2018

Die nächste Zündstufe für Jlin. Die Produzentin Jerrilynn Patton hatte im vergangenen Jahr mit »Black Origami« eines der Alben des Jahres abgeliefert, das Footwork in einen eigenen Kunstzusammenhang jenseits der Clubzweckdienlichkeit stellte, aber immer noch tanzbar blieb. Auf »Autobiography« wird der Tanz selbst jetzt ein anderer. Denn die Platte ist eine Ballettmusik, wenn man so will, für das Tanzstück gleichen Namens von Wayne McGregor. Clubmusik und Ballett haben schon an anderer Stelle wiederholt ihre gegenseitige Neugier unter Beweis gestellt, doch hier erscheint es besonders folgerichtig. Die Musik variiert, stärker als zuvor bei Jlin zwischen filigran gearbeiteten sperrigen Rhythmusnummern, feinziseliert-granularen Ambient- oder Minimalstrukturen und virtuell Ethnischem. Naturklänge dürfen auch sein. Wobei diese verschiedenen Artikulationsformen sich zum Teil innerhalb einzelner Stücke abwechseln. Das mag man artsy finden, ist allerdings weit weniger »prätentiös« als manch vergleichbarer Versuch von tanzflächensozialisierten Musikern, sich an freieren Formen zu beweisen. Dafür weiß sie viel zu gut, wie noch so heterogene Klänge zusammenpassen. Die Vielfältigkeit von »Autobiography« mag etwas weniger stringent erscheinen als auf Jlins Alben zuvor, dass sie eine schwache Platte machen kann, muss sie gleichwohl erst noch unter Beweis stellen.