Review

Black To Comm

Seven Horses For Seven Kings

Thrill Jockey • 2019

Was steht eigentlich auf Marc Richters Visitenkarten? Multimediakünstler? Sound Artist? Komponist? Musiker? Konzeptler? Chefhantologe im deutschsprachigen Raum? Vielleicht steht da einfach nur: [Black To Comm](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/3367/black-to-comm,) weil die meisten Leute sowieso nicht wissen, was das nun wieder heißen soll. Unter diesem Pseudonym macht der Dekorder-Gründer seit 2003 Musik, die immer nur halbgut zu kategorisieren und ohne Ausnahmen voll unheimlich ist. Mark Fisher identifizierte ihn als Hauntology-Künstler, im Grunde aber ist das Quatsch: Denn anders als das Gros der unter diesem Schlagwort (zwangs-)vereinten Musik klingt in den besten Stücken Black To Comm nicht das Gewesene oder Nicht-Eingetretene an, sondern etwas völlig Neues. Mit »Seven Horses For Seven Kings« heuert Richter nun bei Thrill Jockey an, was nun wirklich nicht bedeutet, dass es irgendwie in Richtung Post-Rock ginge. Eine runde Stunde lang schichtet Richter sumpfige Collagen aneinander, bei denen der Krach den Rhythmus macht und die Schönheit, das Cover bringt es auf den Punkt, im expressionistischen Zerrspiegel entsteht. Alles wird verfremdet, das Bekannte wie das sowieso schon Fremde. Böse, düster und, ja, unheimlich klingt das vor allem, weil es sich weder der Gestenhaftigkeit von Noise erschöpft noch irgendwie auf Perfektion setzen würde. Höllen-Jazz, Darkside-Industrial, Ambient für die Zeit nach dem Anthropozän. Dass Richter hier sogar ein Nils Frahm-Sample in den Mix geschmiert haben soll, ist wohl der ultimative Fickfinger in Richtung des Feierabendeskapismus, den wir Neo-Klassik nennen. »Seven Horses For Seven Kings« ist dagegen ein gewaltiges, manchmal auch gewalttätiges Album voller Splitter, Ecken und Kanten. Völlig unstreambare Musik, wie sie 2019 dringend notwendig ist, und zudem fast durchgehend völlig neu klingend – weil Richter hier mit sein bestes Material überhaupt abliefert.