Review

Acronym & Kali Malone

The Torrid Eye

Stilla Ton • 2019

Acronym und [Kali Malone](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/5668/kali-malone,) das ist auf den ersten Blick eine eher ungewöhnliche Kombination. Außer der gemeinsamen Heimat Stockholm – wo Dan Vicente vermutlich geboren und aufgewachsen ist und wo die US-Amerikanerin Malone seit einigen Jahren lebt – scheint sie außer der Liebe zum ausgedehnten, verdichteten Geräusch wenig zu einen. Dort allerdings treffen sie sich für die gemeinsame EP »The Torrid Eye« auf Vicentes neuem Label Stilla Ton genauer gesagt vor dem Buchla 200, Malones bevorzugtem Arbeitsinstrument. Das Ergebnis hat bisweilen wenig mit den langgezogenen, melancholischen Ambient-Stücken zu tun, für die Acronym steht, erinnert aber auch nicht unbedingt an die, na ja, ebenfalls langgezogenen Drone-Kompositionen Kali Malones. Während der Opener »Call From The Tower« am ehesten die Handschrift Malones trägt und »Tarmar« die B-Seite mit raumgreifenden Acronym-Sounds und Spoken Word-Passagen beschließt, widmet sich der Mittelteil Ambient- und Dub-Techno-Entwürfen, wie sie an die alte Schule von Basic Channel und Chain Reaction erinnert. Während »A Sunspot« eher freundlich und aufgeräumt daherkommt, legt »Tempest of Joy« die Betonung auf den Groove und erinnert »Legs of the Fly« an den Sound von Vicentes altem Stammlabel Northern Electronics. Das Interessante sind aber weniger die Formen an sich, sondern die klanglichen Beigaben: Das Flirren, Fauchen und Pfeifen des Buchla 200, das diesen Stücken einen einzigartigen Klang verleiht. »The Torrid Eye« setzt nicht allein in personeller Hinsicht auf eine ungewöhnliche Kombination. Dass das alles blendend aufgeht, ist umso schöner.