Review

People Under The Stairs

Sincerely, The P

Piecelock 70 • 2019

Zwei Jahrzehnte Rapgeschichte sollen nun also zu Ende sein? So scheint es doch immer zu laufen. Laut eigener Aussage wird »Sincerely, The P« das finale Album von Double K und Thes One sein, die seit 1998 als People Under The Stairs den warmen Westküsten-Sound L.A.s nicht nur am Leben hielten, sondern ihn im Untergrund der hiesigen Beatszene auch erfolgreich ins neue Jahrtausend schmuggelten. Von diesem Untergrund wollten sie sich aber schon früh emanzipiert wissen, obwohl sie im kommerziellen oder medialen Sinne keine durchschlagenden Erfolge verbuchen konnten. Das war aber schließlich schon seit den glorreichen Anfangstagen nie Teil des Plans. Vom ersten »Next Step« und dem diesigen Abendrot eines »Los Angeles Daze«, über die funkversessenen Beats auf »O.S.T.« bis zum Optimismus des Flow-Meisterwerks »Highlighter« verfolgte das Duo über die Jahre eine kompromisslose DIY-Mentalität, scherte sich nicht um Trends und widerstand erfolgreich den meisten Formen von medialem Opportunismus. Texte, Beats, Arrangements, Produktion: Alles floss stets aus den beiden einzigen künstlerischen Federn. Den Vertrieb übernahm ab 2011 Thes Ones Label Piecelock 70, das auf dem Papier bereits seit 2004 existierte. Weil die kreative Unabhängigkeit immer zentraler Aspekt von People Under The Stairs war, findet man auch auf dem neuen Album kaum bis gar keine angesagten Rap-Tropen, die aktuell halt für viele ein Must sind. Kein Autotune, keine Deadpan-Jaulerei, kein pseudoironisches Ghettogehabe und mit Sicherheit keine Fisher-Price-Beats, die sich als Trap verkleiden. Stattdessen? Tracks mit slicker Funk-Eleganz wie »Let The Record Show« und »The Red Onion Wrap« oder souveräne Gleichnis-Raps über dem irrwitzigen Marimba-Beat eines »Streetsweeper«, träumerische Double-Time-Artistik bei »Stars In The House« oder eine schimmernde »Dream Sequence ’88«, deren Chorus man noch wochenlang beim Duschen trällert. Dazwischen selten gewordene Beispiele von virtuosem Turntablism und ein ordentlicher Perfektionismus in puncto Beatbasteln, der hier selbstverständlicher wirkt, als er in Wirklichkeit ist. Klar, alles unterm Strich nicht neu, aber mal abgesehen von Souls Of Mischief und Hieroglyphics oder vielleicht noch The Doppelgangaz an der Ostküste, hat dieser Mix aus kalifornischem Conscious Hip-Hop, Boom Bap und Jazz-Funk in den letzten zwanzig Jahren auch keine besseren Vertreter gekannt.