Review

Durand Jones & The Indications

American Love Call

Dead Oceans • 2019

Das neue, zweite Album von Durand Jones & The Indications (das erste auf Dead Oceans) überrascht gleich in mehrerlei Hinsicht. Erst einmal ist der Bandname ein kleiner Etikettenschwindel, denn Jones tritt nur bei der Hälfte der 12 Songs als Leadsänger in Erscheinung; bei den anderen sechs übernimmt das sanfte Falsett von Drummer Aaron Frazer. Dann hat man nach dem rohen, funky Debüt vielleicht einen ähnlich energiegeladenen, verschwitzt groovenden Nachfolger erwartet. Stattdessen ging die Band für »American Love Call« in ein professionelles Studio, um ein Soulalbum der alten Motown-Schule zu erschaffen. Das Tempo wurde gedrosselt, dafür erklingen nun neben den eh schon dominanten Bläsern auch Backgroundchöre und süßliche Streicher, Flöten und Sitars. Den Indications gelingt es dabei, nicht überfrachtet zu klingen, sondern eben nach Genre-Klassikern von Marvin Gaye oder Al Green. Und natürlich ist auch hier die Liebe in all ihren Facetten das Hauptthema der meisten Songs, doch gleich mit dem Opener »Morning In America« gibt es auch eine sozialkritische Nummer. Die wirkt zwar in ihrer Gemächlichkeit fast ein wenig blutleer, aber »What‘s Going On« ist ja auch nicht gerade an wütendes Fanal. Zu guter Letzt stand in manchen Kritiken, dass man eine an Hip-Hop und neuen Studiotechniken informierte Platte hört, was ich beim besten Willen – höchstens abgesehen von einer handvoll Drum-Breaks – nicht nachvollziehen kann. Vielmehr ist »American Love Call« voller Vintage-Charme und bestenfalls als zeitlos zu bezeichnen.