Review

Lamellen

Monty Roberts EP

Dekmantel • 2019

Wenn sie an ihrem vorgesehenen Platz hängen, in Büros, und kalt und weiß das Licht am Hereinstrahlen hindern, werden Lamellen ihrem Ruf als Verkörperung drögen Bürolebens mehr als gerecht. Betrachtet man sie jedoch zur richtigen Stunde – wenn die Sonne untergeht und orange durch die Lamellen hindurchscheint, sodass der Raum von Schattenstreifen geflutet wird – sind sie auf einmal ein sehr poetisches Einrichtungselement. Diese gewisse Art von Magie, die nur zu einer bestimmten Tageszeit sichtbar wird, haftet auch der EP »Monty Roberts« des niederländischen Duos Lamellen an. Über fünf Tracks hinweg gießen sie darauf ein sehr balearisches und verträumtes Lebensgefühl in dynamische Tracks. Der eine Teil des Duos, solo als Rimer London seit einigen Jahren im discoiden Bereich aktiv, hat bereits letzten Herbst eine EP mit ähnlichem Vibe auf Dekmantel veröffentlicht. Es klingt nach Jams auf einem analogen Gerätepark. Das schlägt sich im Aufbau deutlich nieder: Elemente kommen Stück für Stück hinzu, tänzeln umeinander her, der Track läuft aus. Etwas mehr Struktur hätte den Tracks möglicherweise gutgetan. Vor allem die sanfteren Stücke (das spacige »Horse Massage«, »Oyster«) fangen dies mit ihrer entschleunigten Stimmung aber gut auf. Hervorzuheben wäre auch »Pippo Denemarken«: Naive, fast patschige Synthies schwirren in psychedelischer Manier umher; die Ziellosigkeit wird zum Selbstzweck.