Review

Lee Fields & The Expressions

It Rains Love

Big Crown • 2019

Die Amerikaner lieben Spitznamen. Lee Fields wurde, in Anlehnung an sein Vorbild James Brown, schon »Little JB« genannt oder auch »Godfather of New York Soul Revival«. Sein Label Big Crown dagegen nennt den Sänger den »professor of love« – vermutlich die treffendste Bezeichnung. Denn Liebe verströmt Lee Fields, 1951 in North Carolina geboren, noch immer mit allen Poren. Sein neues Album heißt »It Rains Love« und wem würde man ein solches Pathos verzeihen, wenn nicht dem Professor dieser Kunst? Es ist Fields‘ fünftes, seitdem er mit der Band The Expressions im Jahr 2002 ein Comeback feierte. The Expressions, dieses ultratighte Brooklyner Funksextett, geleitet von Saxophonist Leon Michels, haben natürlich auch 17 Jahre später nichts verlernt. Wer jahrelang mit Sharon Jones und Charles Bradley tourt, kommt nicht aus der Übung. Trockene Drums, kraftvolle Bässe, das lieben nicht zuletzt Rapper wie A$AP Rocky und J. Cole, die diese Band schon gesamplet haben. Was diesen fachmännisch aufgenommenen Retro-Songs das Sahnehäubchen aufsetzt, sind die subtilen Details: hier eine Conga, dort eine verzerrte Gitarre und einmal sogar Synthesizer. Lee Fields, der 2019 sein 50jähriges Bühnenjubiläum feiert, ist ohnehin über alle Zweifel erhaben, croont sich smooth und unendlich seelenvoll durch diese zehn neuen Songs. James Brown würde Augen machen. Aber die korrekte Referenz hier ist Sam Cooke – das ist die Liga, in der Lee Fields singt.